Azubis braucht das Land. Das gilt natürlich auch und im Besonderen für das Havelland. Um der jungen, nachwachsenden Generation aufzuzeigen, welche Ausbildungsmöglichkeiten es in der Region und damit in der unmittelbaren Nachbarschaft überhaupt gibt, wurde vom Landkreis Havelland die „Börse für Ausbildung und Studium“ (www.ausbildung-im-havelland.de) ins Leben gerufen.
Sie findet am 9. Januar 2020 bereits zum zehnten Mal statt, feiert also das erste große Jubiläum.
Traditionell findet vorher stets ein informatives Pressegespräch statt, das im Konferenzraum einer Firma durchgeführt wird, die auf der Börse auch tatsächlich als ausstellendes Unternehmen mit dabei ist. Nachdem im letzten Jahr die Bäckerei Thonke in Rathenow an der Reihe war, lud in diesem Jahr die Selux AG zu einem Lokalbesuch in ihre Ketziner Niederlassung an der Tremmener Landstraße ein.
Felix ist Azubi bei der Selux AG
Die Selux AG kümmert sich um die Fertigung von Straßen- und Außenbeleuchtungen – und kann auf erfolgreich abgeschlossene Projekte in der ganzen Welt zurückschauen.
Werkleiter in Tremmen ist Steffen Sengespeik: „Wir sind hier bereits seit über 25 Jahren vor Ort und fertigen hochdekorative Außenleuchten, die von unserem Werk aus verschickt werden. Wir kümmern uns um den Stahlbau der Masten und Ausleger, um die Farbgebung mit Hilfe einer Pulverbeschichtung und um die Montage. Immer wichtiger in unserem Firmenalltag werden übrigens die SmartCity-Komponenten. Unsere Laternen können direkt in ein Parkleitsystem eingebunden werden, ein WLAN aufbauen, Kameramodule für mehr Sicherheit aufweisen und sogar mit Lautsprechern ausgerüstet sein. Diese Multifunktionalität wird zunehmen. So könnten die Laternen im Zeitalter der E-Mobilität auch zum Aufladen der Autobatterien eingesetzt werden.“
Auf der „Börse für Ausbildung und Studium“ wird die Selux AG nun bereits zum fünften Mal mit dabei sein. Und das lohnt sich, denn ein Azubi konnte direkt auf der letzten Messe für das Unternehmen geworben werden: Felix Schild (16) kommt aus dem nahen Zachow und hat aufgrund seiner Wohnlage keinen weiten Arbeitsweg – er fährt mit dem Fahrrad bis aufs Werksgelände.
Felix Schild: „Ich habe die Börse im letzten Jahr zusammen mit meinem Vater besucht. Ich musste mir zunächst noch darüber klarwerden, ob ich eher im Handwerk oder im Büro meine Zukunft sehe. Ich habe mich fürs Handwerk entschieden und habe dann auf der Messe gezielt die Handwerkstätten besucht. Ich hatte erst ein nettes Gespräch mit Selux auf der Messe und dann noch eins in der Niederlassung.“
Steffen Sengespeik: „Felix hat anschließend zwei Schülerpraktika bei uns absolviert und dabei schnell festgestellt, dass er sich eine Zukunft bei uns vorstellen kann. Er lernt nun 3,5 Jahre lang und ist danach Konstruktionsmechaniker. Natürlich bildern wir ganz konkret mit dem Gedanken aus, unsere Azubis später auch einzustellen. 2020 wollen wir sogar vier neue Azubis ausbilden – zwei im Stahlbau und zwei in der Logistik.“
Börse für Ausbildung und Studium: Gymnasien dazugewinnen
Roger Lewandowski, Landrat vom Havelland: „Wir haben ja aus der reinen Ausbildungsmesse inzwischen eine Börse für Ausbildung und Studium gemacht, um auch die Gymnasien für einen Besuch zu gewinnen. Denn für die Abiturienten wird auch das duale Studium immer interessanter, das viele Unternehmen anbieten. Es ist sehr erfreulich, dass wir – mit nur einer einzelnen Ausnahme – alle Gymnasien aus dem Landkreis Havelland von einer Teilnahme an der Börse überzeugen konnten. Auch 2020 werden wir wieder Busse einsetzen, um die Schüler gezielt von den Schulen zum Erlebnispark Paaren zu befördern – und um sie nach der Messe wieder zurückzufahren. Der Landkreis lässt sich die ganze Organisation 34.000 Euro kosten. Für uns ist es aber eben auch besonders wichtig, die jungen Menschen im Havelland zu halten. Wir haben ja auch tolle Firmen, die eine Ausbildung anbieten und bei denen man anschließend als Mitarbeiter sehr gute Perspektiven hat.“
Das Interesse der Firmen, auf der Börse zu zukünftigen Mitarbeitern zu finden, sei sehr groß. Roger Lewandowski: „Die Firmen haben ein sehr großes Interesse an der Börse. 2020 können wir einmal mehr einen neuen Ausstellerrekord verbuchen: Mit Stand 6. Dezember haben sich bereits 110 Unternehmen angemeldet. Wir haben großen Wert darauf gelegt, vor allem Betriebe aus dem Havelland für die Börse zu gewinnen, das ist auch wieder gelungen. Das Format ist eben auch im Zeitalter des Internets sehr gut, weil die angehenden Auszubildenden vor Ort ganz persönlich mit den Unternehmen sprechen können. Viele Betriebe bringen inzwischen sogar ihre Azubis mit, sodass spannende Gespräche entstehen können.“
Die Schüler werden ab 9 Uhr früh vor Ort erwartet. Lotsen vom Oberstufenzentrum werden wieder präsent sein, um die Schüler aus den Klassenstufen 9+10 und 13 durch die beiden Hallen zu leiten und um erste Fragen zu beantworten.
Auf die Schüler warten aber nicht nur die einzelnen Stände der Firmen, sondern auch zusätzliche Angebote. So können sie kostenfrei Porträtfotos für ihre Bewerbungsunterlagen anfertigen lassen, einem umfassenden Bühnenprogramm zusehen und diverse Seminare absolvieren. Das Seminarangebot umfasst Themen wie „Möglichkeiten und Angebote im dualen Studium“, „Studienberatung – Schule und dann?“ oder „Überbrückungsmöglichkeiten: Freiwilligendienste, Work & Travel, Aupair, Praktika“.
Roger Lewandowski: „Auch bei den angemeldeten Schülerzahlen verzeichnen wir wieder Rekorde. Es werden 1.690 Schüler erwartet. Außerdem erwarten wir 86 Lehrer, die die Börse gern besuchen möchten. Das waren im vergangenen Jahr noch deutlich weniger Lehrer.“
Viele neue Firmen sind 2020 zum ersten Mal mit dabei und stellen sich nun ebenfalls auf der Börse vor, um vielleicht den einen oder anderen Auszubildenden von sich zu überzeugen. Zu diesen neuen Firmen gehören etwa die eCom Logistik GmbH aus Falkensee, die Holzbau Johannsen GmbH aus Grünefeld und die RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH aus Groß Kreutz.
Mehr Ausbildungsplätze als Auszubildende
Guido Solga, Bereichsleiter Havelland von der Agentur für Arbeit: „Wir haben erstmals die komfortable Ausbildungssituation im Havelland, dass wir für den Zeitraum 2018/19 mehr Ausbildungsplätze als Auszubildende hatten.“
805 gemeldeten Ausbildungsstellen standen 763 Bewerber gegenüber. Guido Solga: „Es gab einen Stellenzuwachs um 0,5 Prozent. Das Havelland ist attraktiv für Ausbildungssuchende. Für Unternehmen wird es allerdings nicht leichter werden, die offenen Ausbildungsstellen auch tatsächlich zu besetzen. 2018 gab es 124 nicht besetzte Ausbildungsstellen. Im Jahr davor waren es 129.“
Problematisch ist auch ein „Mismatch“ zwischen dem Angebot und den Wünschen der Auszubildenden. Die Jungen würden gern am liebsten eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker beginnen, während die Mädchen am liebsten in den Einzelhandel oder in die Büroberufe drängen oder gern als medizinische Fachangestellte arbeiten würden. Tatsächlich vorhanden sind aber vor allem sehr viele offene Auszubildungsplätze in der Logistik oder im Gastronomiegewerbe.
Guido Solga: „Ich kann nur sagen: Liebe Jugendliche, guckt doch mal quer. Manche Berufe aus verschiedenen Bereichen ähneln sich auf den zweiten Blick sehr. So gibt es auch in der Logistik Bürojobs.“
Leona Heymann, Leiterin des RegionalCenters Brandenburg a.d.H. für die Industrie- und Handelskammer Potsdam: „Es ist notwendig für die Firmen, auf die Börse für Ausbildung und Studium zu gehen. Die Hemmschwelle der jungen Leute, mit den Firmen in Kontakt zu treten, ist hier einfach besonders niedrig.“
Rainer Deutschmann ist Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Havelland (www.handwerkhavelland.de). Er sagt: „Die Nachfrage der Firmen, bei der Börse mit dabei zu sein, ist so hoch, dass die Kapazität an freier Fläche im Erlebnispark Paaren fast erschöpft ist.“
Roger Lewandowski: „Auch im Handwerk kann man gut verdienen.“
Rainer Deutschmann: „Nicht nur das. Bei vielen Betrieben wird die Nachfolgeregelung ein großes Thema in den kommenden Jahren werden. Die Betriebsnachfolge darf nicht fünf Minuten vor 12 begonnen werden, hier wird in Zeiträumen zwischen zehn und zwölf Jahren gedacht.“
Sprich: Wer ambitioniert ist und sich gerade in den kleinen Betrieben engagiert, bekommt vielleicht sogar einmal die Möglichkeit, den Betrieb mangels interessierter Erben zu übernehmen und in die nächste Generation zu führen.
Weitere lokale Firmen vor Ort
Für die „Börse für Ausbildung und Studium“, die zwischen 9 uns 16 Uhr kostenfrei besucht werden kann, haben sich viele weitere lokale Firmen angemeldet, darunter auch der Bäcker Thonke aus Rathenow, Panther Display aus Wustermark, Havelbus aus Nauen, der dm drogerie markt aus Wustermark, BLG Industrielogistik aus Falkensee, PAC Tech aus Nauen, das Pflanzen Kölle Gartencenter aus Dallgow-Döberitz und die Havelland Kliniken aus Nauen. Auch die Volkshochschule Havelland, der Landkreis Havelland, die Stadt Falkensee und die Stadtverwaltung Nauen werden vor Ort sein. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 167 (2/2020).
Der Beitrag Azubis gesucht: 10. Börse für Ausbildung und Studium im Erlebnispark Paaren startet am 9. Januar 2020! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.