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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Neujahrsempfang beim Bürgermeister von Falkensee: Abreißen und neu bauen!

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„Hurra Deutschland“ – das war in diesem Jahr das überraschende Motto vom Neujahrsempfang des Bürgermeisters in Falkensee. 200 geladene Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens strömten am 31. Januar in die Falkenseer Stadthalle, um Heiko Müller bei seiner Ansprache zuzuhören.

„Hurra Deutschland“ – das stand für Heiko Müller für den Mauerfall und die Deutsche Einheit vor 30 Jahren. In mehreren Videoeinspielern ließ er die Geschehnisse vor drei Jahrzehnten noch einmal aufleben. Mit dem ehemaligen Landrat Burkhard Schröder und dem Falkenseer Bürgermeister a.D. Jürgen Bigalke waren sogar zwei Ehrengäste mit auf dem Empfang, die die spannende Wendezeit in der Region aktiv mit geprägt haben.

Heiko Müller erinnerte an die ersten Kommunalwahlen am 6. Mai 1990: „Wir wussten nicht, was wir tun, aber das haben wir mit größter Begeisterung getan.“

Der Wohnungsbau bleibt aufgrund des stetig anhaltenden Zuzugs ganz aktuell ein brennendes Thema in Falkensee. Das war nicht immer so. Heiko Müller: „Zu DDR-Zeiten gab es sogar eine Zuzugssperre nach Falkensee“. Das wünschen sich freilich viele Falkenseer auch heute wieder, wenn sie dabei zusehen müssen, wie zurzeit jede freie Fläche in der Gartenstadt mit neuen mehrgeschossigen Wohnprojekten zubetoniert wird. Ein kurioser Fakt: 1986 gab es 9.148 Wohnungen in Falkensee. 2.668 von ihnen waren damals noch mit Außentoiletten ausgestattet.

Heiko Müller wies in seiner Rede auf die Schnapszahl 44.444 hin. So viele Einwohner zählte Falkensee am 1. Juli 2019. Ende des Jahres waren es bereits 45.478. Heiko Müller: „Die 55.555 werden wir wohl nicht mehr erreichen.“ Das Gemurmel aus dem Publikum zeigte hier deutlich auf, dass so mancher Gast diese Zahl durchaus als halbwegs realistisch einschätzt, wenn es mit dem Tempo der Bauprojekte im Ort noch einige Jahre so weitergeht.

Mitten in seiner Rede überließ Heiko Müller kurz seinen Platz am Mikrofon an Julia Concu, die für die Grünen den Vorsitz der Falkenseer Stadtverwaltung innehat. In dieser Funktion bat sie die Gewinner des Falkenseer Bürgerpreises von 2019 vor die Bühne, um ihnen noch einmal einen Applaus zu gönnen: Gertraud Wieland, Ralf Zimmermann, Günther Raunest, Erika Paul und Christopher Böhmer.

Das hat es so auch noch nicht gegeben, aber es kam von Herzen: Julia Concu nutzte ihre Zeit am Mikrofon, um eindringlich auf mehr Zusammenhalt in der Stadtverordnetenversammlung zu dringen. Denn in ihren Augen wäre es wichtiger, sich auf Sachthemen zu konzentrieren, als sich im politischen Hickhack zu verlieren: „Wir haben noch immer keine Barrierefreiheit in der Stadt, es gibt kein Radwegekonzept, es gibt kein Klimakonzept. Das Zentrum hat nicht die Attraktivität, die es verdient. Es gibt viel zu tun.“

Bis auf einen Zwischenruf der Klimagegner gab es viel Beifall für diese sehr emotionale und doch ruhig vorgetragene Rede.
Bürgermeister Heiko Müller war anschließend wieder für die Fakten zuständig. So stellte er die neuen Schiedspersonen vor, die in Falkensee für die Schlichtung etwa von Nachbarschaftsstreitigkeiten zuständig sind. Das sind Claudia Scharberger-Schulze, Friederike Urban und Klemens Wegner.

Ansonsten ging es in der Boomstadt Falkensee vor allem wieder um das Bauen. 2019 hat die Stadt die Kita Rohrbecker Weg als Regelkindertagesstätte mit Inklusionskonzept für 115 Kinder fertiggestellt, das Vicco-von-Bülow-Gmnasium mit einer neuen Zweifeldhalle (4 Mio Euro Kosten) ausgestattet und einen 17.000-Qua­dratmeter-Sportplatz für das Lise Meitner Gymnasium (8 Mio Euro Kosten) errichtet. Mehrere neue Spielplätze wurden an die Kinder übergeben.

Begonnen hat man mit dem Neubau von Kita und Hort in der Holbeinstraße, hier wurde noch im Dezember 2019 der Grundstein gelegt. Für 9 Millionen Euro entstehen hier 250 neue Hort- und 50 Kitaplätze. Ende 2021 könnte der Neubau fertig sein, wenn alles nach Plan verläuft.

Auch für den Wohnungsbau wird aktuell etwas getan. Die stadteigene gegefa baut in der Friedenstraße fünf viergeschossige Mehrfamilienhäuser. Baubeginn des 11,7 Millionen Euro teuren Projektes war im Oktober 2019. 55 Wohneinheiten sollen hier entstehen.

144 weitere Wohneinheiten sind im Akazienhof gleich im Stadtzentrum fertiggestellt worden. In der Leipziger Straße Ecke Schwartzkopfstraße entsteht ein weiteres Mehrfamilienhaus mit 104 Wohneinheiten. Und der ehrwürdige Bayerische Hof musste ja auch einem neuen Bauprojekt weichen. 54 Wohnungen und neun Gewerbeeinheiten sind vor Ort geplant. Die Bauarbeiten haben aber noch nicht begonnen.

Was steht 2020 an? Heiko Müller: „Der Seniorenbeirat muss für fünf Jahre neu gewählt werden. Es gibt 12.448 wahlberechtigte Senioren in Falkensee.“

Der Bürgermeister rief auch das „Jahr der Sanierungen“ aus – mit dem Rathaus soll begonnen werden. Es stehen aber noch viele weitere Projekte an.

In „Planung und Prüfung“ stehen auch zwei weitere neue Sporthallen – einmal für die Oberschule und einmal für die Geschwister-Scholl-Grundschule, in der sich zurzeit zwei Klassen die winzige Turnhalle teilen müssen. Wichtig für Falkensee wird auch die Umgestaltung der Stadtbibliothek sein. 2021 soll mit den entsprechenden baulichen Maßnahmen begonnen werden.

Der Straßenbau treibt die Gartenstadt ebenfalls um. 2019 wurden 5,7 Kilometer Sandpisten zu echten Asphaltstraßen umgebaut, 2020 sind 5,1 Kilometer geplant. Die Potsdamer Straße und die Friedrich-Engels-Allee könnten auch neue Geh- und Radwege bekommen.

Außerdem stehen ja noch die drei geplanten Kreisverkehre im Zentrum zur Diskussion. Heiko Müller: „Für den Kreisverkehr Poststraße Ecke Bahnhofstraße mussten wir eine neue Ausschreibung starten. Wir hoffen, dass wir für unsere Bauprojekte auch die entsprechenden Baufirmen finden, das ist inzwischen unser größtes Problem. Für 2020 beträgt die Investitionssumme 26 Milllionen Euro.“

Die Firma Complan ist damit beauftragt worden, ein Zentrumsmanagement für Falkensee auf die Beine zu stellen. Seit Wochen gibt es Gespräche mit den Akteuren der Stadt, wie man denn wohl das Zentrum von Falkensee mit mehr Aufenthaltsqualität versehen könne. Nicht wenige kennen die Lösung schon jetzt: „Abreißen und neu bauen.“ Das Falkenseer Zentrum zu beleben, wird sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben sein, die 2020 zu bewältigen sind. Für den Gutspark gibt es inzwischen einen ersten Masterplan. Dieses grüne Kleinod, das in den letzten Jahren sehr vernachlässigt wurde, für die Bevölkerung zu revitalisieren, ist sicherlich machbar – mit dem passenden Konzept.

Heiko Müller verwies auch auf viele spannende Termine in 2020. Der 31. Lauf der Sympathie findet am 15. März statt, der nächste Umwelttag am 21. März. Die 17. Praktikumsmesse wird am 24. September eingeläutet und der 5. Gründertag wird im November ein Datum finden.

Für die Musik des Abends war einmal mehr die Musik- und Kunstschule Havelland verantwortlich, später musizierte Fannie Wilkens und ihre Band. Bei etwas karger Kost (Currywurst und Kürbissuppe) wurde an den Tischen munter diskutiert: So jung kommt man ja auch so schnell nicht mehr zusammen. (Text/Fotos: CS)

 

Auf dem Neujahrsempfang des Bürgermeisters befragt
Was 2020 für uns sehr wichtig ist:

Gerd Kirchner (Für die Freien Wähler in der Falkenseer SVV): „Die Zahlungspflicht der Grundstückseigentümer für den Straßenausbau ist gekippt worden, nun möchten wir den Erschließungsbau neuer Straßen in den Fokus nehmen. Die Kommunen müssen laut Bundesgesetz mindestens 10 Prozent der Beiträge zahlen. Das bedeutet aber auch: Es können durchaus auch mehr als 10 Prozent sein – und diesen Satz entscheiden die Kommunen selbst, da braucht man keine Bundesgesetze ändern. Vor sieben Jahren haben die Bürger übrigens noch 60 Prozent weniger für den Straßenbau bezahlt. Das empfinden viele Hausbesitzer als ungerecht, die nun zur Kasse gebeten werden. Wir müssen den sozialen Frieden wieder herstellen.“
René Lucas (Geschäftsleiter Hellweg Baumarkt Falkensee): „Ich wünsche mir endlich eine klare Entscheidung darüber, ob die geplanten 840 Wohneinheiten auf dem freien Feld der Spandauer Straße zwischen der Shell-Tankstelle und dem Falkenmarkt nun gebaut werden oder nicht. Ich bin klar für einen Ausbau.“
Amid Jabbour (FDP, Mitglied der SVV): „Ich wünsche mir, dass die SVV mehr miteinander ins Gespräch findet als übereinander. Dann können wir sehr viel für Falkensee erreichen.“
Torsten Bathmann (Vorsitzender des Museums-Fördervereins in Falkensee): „Die Kultur und die Kulturschaffenden in Falkensee müssen sich weiterhin miteinander vernetzen. Wir Kulturschaffenden sind alles Beseelte. Die Aufgabe für 2020 ist es, alle Akteure zusammenzubringen – von Torsten Starke und seinen Spreewilder-Konzerten in der Stadthalle bis hin zum Bürgerhaus Finkenkrug.“
Barbara Richstein (CDU, Vizepräsident des Landtages Brandenburg): „Ich wünsche mir, dass unsere beiden Olympia-Teilnehmer Nils Brembach und Ronni Rauhe Erfolg bei den diesjährigen Olympischen Spielen haben.“
Julia Concu (Die Grünen, Vorsitzende der Falkenseer SVV): „Mir ist eine konstruktive Zusammenarbeit in der SVV wichtig. Sachthemen sollten hier im Vordergrund stehen und nicht das politische Hickhack. Zwischenmenschliche Animositäten sollte man außerhalb der SVV klären. Wir sind in der Umsetzung der Beschlüsse viel zu langsam.“
Andreas Gaber (1. Vorsitzender SV Turbine Falkensee e.V.): „Für uns wäre eine Entscheidung für das Hallenbad und erst recht für die Kegelbahn sehr wichtig, damit wir als Randsportart eine faire Chance bekommen, unseren Sport weiterhin auszuüben.“
Matthias Kremer (Marktdirektor Mittelbrandenburgische Sparkasse): „Wir brauchen eine durchdachte weiterführende Entwicklung der Stadt Falkensee. Wir müssen den Spagat schaffen und zum einen für eine hohe Wohnqualität vor Ort sorgen, zum anderen aber auch neue Arbeitsplätze in Falkensee schaffen. Dies gelingt nur mit der Ausweisung weiterer Gewerbeflächen.“
Mike Grajek (Geschäftsleiter Selgros Falkensee): „Falkensee ist eine prosperierende Gegend, den positiven Effekt durch den Zuzug bemerken wir bei Selgros immer wieder. Vor allem der Bereich der Gastronomie wächst. Ich bin sehr froh, in einer Stadt wie Falkensee zu leben. Hier gibt es ein sehr gutes Netzwerk aus Gewerbe, Verwaltung und den vielen Vereinen. Das erlaubt es mir, sehr schnell Entscheidungen zu treffen und neue Projekte oder verrückte Ideen umzusetzen. Das wäre in einer Großstadt wie Berlin überhaupt nicht möglich.“

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 168 (3/2020).

Der Beitrag Neujahrsempfang beim Bürgermeister von Falkensee: Abreißen und neu bauen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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