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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Liebe Havelländer: Was lest ihr grad? (Teil 1)

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Das ganze Havelland befindet sich im Lockdown. Was kann man da noch anderes machen – als lesen? Wir von „Unser Havelland“ haben einige bekannte Gesichter aus der Region gefragt, welcher Schmöker bei ihnen gerade auf dem Nachttisch liegt. Unsere „Promis“ haben ausführlich geantwortet. Sicherlich ist da für jeden ein passender Tipp mit dabei. Die lokalen Buchläden dürfen geöffnet haben. Hier lassen sich interessante Bücher aus unseren Tipps gern bestellen.

Julia Concu liest zurzeit:
Karsten Dusse: Achtsam morden!

Julia Concu ist Rechtspflegerin in der Strafvollstreckung für die Staatsanwaltschaft Berlin und zugleich auch die Vorsitzende der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung.

Sie schreibt: „Obwohl mir Mord und Totschlag jeden Tag beruflich im Büro begegnen, liebe ich es auch in meiner Freizeit, Krimis zu lesen. Manchmal dürfen sie richtig gruselig sein, aber zwischendurch auch gerne humorvoll.

Ich habe mir daher das Buch ‚Das Kind in mir will achtsam morden‘ zum Geburtstag gewünscht. Es ist der Nachfolgeroman von ‚Achtsam Morden‘. Geschrieben hat die Bücher Karsten Dusse, ein Rechtsanwalt, der als Autor bereits für verschiedene Fernsehformate tätig war und schon mehrfach mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet worden ist.

Seine Krimis sind spannend und amüsant: Ein Mordsvergnügen!

In dem ersten Buch geht es um einen Rechtsanwalt für Strafrecht namens Björn Diemel, der von seiner Frau gezwungen wurde, ein Achtsamkeits-Seminar zu besuchen, um seine Work-Life-Balance wiederherzustellen. Um nicht nach der Frau auch noch seine kleine Tochter zu verlieren, schleppt sich Björn zu den Sitzungen. Anfangs kann Björn mit bewusstem Atmen und Zeitinseln nichts anfangen, aber mit der Zeit interpretiert er die ihm empfohlenen Übungen auf seine ganz eigene Art für seinen Alltag um. Ganz nach den Regeln der Achtsamkeit bringt Björn kurzerhand seinen wichtigsten Mandanten, einen brutalen und schwerstkriminellen Bandenchef, um – und nimmt seinen Platz ein. Er kündigt seinen Job und räumt ganz in Ruhe auch alle anderen aus dem Weg, die ihn durchschauen. Sehr lustig wird es, als er die verbliebenen Commander des Clans überzeugt, statt eines neuen Bordells lieber einen Kindergarten zu eröffnen, da er gerade einen Kindergartenplatz für seine Tochter Emily benötigt. Wie auch der Kommissar in dem Roman und der Bauamtsleiter, die man später ja noch um einen Gefallen bitten könnte.

Im Folgeroman geht es nun weiter um Björns Rolle als Bandenchef. Achtsam übernimmt er nun auch noch den rivalisierenden Mafia-Clan, dessen Chef er im Keller des Kindergartens gefangen hält.

Aber Björn hat trotzdem ein Problem: Er ist nicht glücklich. Sein Therapeut geht dem Ganzen mit ihm zusammen auf den Grund: Es liegt an Björns innerem Kind! Und wer hat Schuld, wenn das innere Kind unglücklich ist? Na logisch: Die Eltern! Da hat Björn endlich die Schuldigen für sein verkorkstes Leben gefunden! Ein echter Spaß!“

(Karsten Dusse: Das Kind in mir will achtsam morden, 480 Seiten, 10,99 Euro, Heyne Verlag 2020)

 

Tanja Leue liest zurzeit:
Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenkrimis

Tanja Leue ist Küchenfachberaterin im Küchentreff Leue in Falkensee. Sie empfiehlt die Ostfriesenkrimis von Klaus-Peter Wolf. Da sie selbst aus dem Landkreis Cloppenburg stammt, kennt sie viele Orte aus den Büchern aus ihrer eigenen Kindheit.

Tanja Leue schreibt: „Autor Klaus-Peter Wolf hat bereits 2007 damit begonnen, spannende Krimis zu schreiben, die in Ostfriesland spielen. Diese geografisch gebundenen Regionalkrimis kommen ja immer mehr in Mode.

Jedes Jahr erscheint ein neues Buch mit einem neuen Fall. Mit dem neuen Band ‚Ostfriesenzorn‘ vom Februar 2021 sind es bereits 15. Die Hauptfigur der Ostfriesenkrimis ist Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Ihr eilt der Ruf voraus, sich perfekt in die Mordopfer eines Kriminalfalls hineinversetzen zu können und so etwas über die Täter ‚zu erfühlen‘. So saugt sie die Stimmung am Tatort förmlich auf, um so den jeweiligen Mord aufklären zu können. Diese Gabe macht sie zum heimlichen Star der Polizeistation im ostfriesischen Norden an der Küste. Gleichzeitig verfügt sie auch über eine gewisse Unabhängigkeit, die Klaasen nicht an den Polizeidienst fesselt. Das ist ein Grund dafür, warum sie nicht immer den Regeln folgen muss. Wobei es manchmal nervt, wenn sie immer wieder von ihrer eigenen Fischbude am Deich im ostfriesischen Norden träumt. Das Privatleben und die Sorgen der Kommissarin sind der rote Faden zwischen den Büchern – vor allem in den ersten vier Fällen, wenn es um den gewaltsamen Tod des Vaters (auch Polizist) bei einer Geiselnahme geht.

Dass ich Krimis lese, ist ungewöhnlich für mich. Meine Lieblingsautoren waren bislang Cecilia Ahern und Gaby Hauptmann.“

(Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenkrimis, bis zu 12 Euro, Fischer Taschenbuch)

 

Agnes Wendelmuth liest gerade:
Astrid Lindgren: Immer dieser Michel!

Agnes Wendelmuth führt in Falkensee zusammen mit ihrem Mann die „wendelmuth – Fachkanzlei für Erbrecht und Familienrecht“.

Sie erzählt: „Ich (vor)lese gerade ‚Immer dieser Michel‘ von Astrid Lindgren und habe in meinem Sohn Jan (5) einen begeisterten Zuhörer gefunden.

Vorlesen ist wichtig und füllt die Zeit, da während des Corona-Shutdowns viele Aktivitäten mit den Kindern weggefallen sind. Wir vermissen den sonntäglichen Besuch in der Bewegungslandschaft oder das ‚Schwimmen mit Pinguinen‘ im Spaßbad. Wenn es ums Lesen geht, liebe ich die Klassiker, die ich schon aus meiner Kindheit kenne – wie etwa Jim Knopf oder das Sams. Astrid Lindgren ist zeitlos. Auch wenn Michel vor mehr als 100 Jahren im ländlichen Schweden gelebt hat, sind kleine freche Jungs heute nicht anders als damals. Jan kann sich bestens mit Michel identifizieren. ‚Besonders gut gefällt mir, wie Michel mit dem Kopf in der Suppenschüssel feststeckt‘, kommentiert Jan die aktuelle Lektüre. Ich halte Lesen und Vorlesen für wichtig. Der Kampf gegen Kika und YouTube Kids ist manchmal anstrengend, aber niemals sinnlos und selten vergebens.“

(Astrid Lindgren: Immer dieser Michel, 336 Seiten, 17 Euro, Oetinger Verlag 1988)

 

Torsten Bathmann liest zurzeit:
Robert E. Lerner: Ernst Kantorowicz

Torsten Bathmann war von 2007 bis bis 2013 der Vorsitzende der FDP Havelland. Seit 2018 ist er der Vorsitzende des Fördervereins für Museum und Galerie in Falkensee.

Er schreibt uns: „Zu meiner Studienzeit vor 20 Jahren hat mich Ulrich Raulffs Biographie des Mittelalter-Historikers Marc Bloch (1886-1944) fasziniert. Marc Bloch war Jude, Franzose, Frontsoldat im 1. Weltkrieg, Erneuerer der Geschichtsforschung, engagierter Intellektueller, der als Résistance-Kämpfer 1944 von der Gestapo erschossen wurde.

Aktuell fesselt mich nun Robert Lerners Biographie des Mittelalter-Historikers Ernst H. Kantorowicz (1895-1963). In Posen geborener Deutscher aus jüdischer Unternehmerfamilie, freiwillig Soldat im 1. Weltkrieg, in den 1920er zunächst straff national gesinnter Revanchist, Dandy und Stefan-George-Jünger, ab den 1930er Jahren dann aber selbst- und NS-kritischer Hochschullehrer, der in der erzwungenen Emigration (Oxford, Berkeley, ab 1951 Princeton) zu einem der innovativsten Historiker des 20. Jahrhunderts wurde.

Wer die Phänomene Trump, Putin oder Xi Jinping besser verstehen möchte, der lese Marc Blochs ‚Die wundertätigen Könige‘ (1924) und Ernst Kantorowicz‘ ‚Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittelalters‘ (1957).

Wer das 20. Jahrhundert verstehen möchte, der lese die Biographie von Ernst Kantorowicz.“

(Robert E. Lerner: Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, 554 Seiten, 48 Euro, Verlag Klett-Cotta 2020)

 

Manuel Meger liest gerade:
James Rebanks: Mein Leben als Schäfer

Manuel Meger ist Bürgermeister von Nauen.

Er sagt: „In der mir verfügbaren Zeit lese ich neben der berufsbegleitenden Lektüre gerne etwas zum Thema Schafe. Derzeit fasziniert mich das Buch von James Rebanks mit dem Titel ‚Mein Leben als Schäfer‘. Es trifft tatsächlich die mir wichtigen Lebensinhalte wie die generationsübergreifende Lebens-/ Arbeitsweise mit Tieren unter Berücksichtigung verschiedener saisonaler Gegebenheiten, die Verbundenheit zur Natur / dem ländlichen Leben, die Verwurzelung an einen Ort. Der Autor beschreibt sehr authentische Menschen, die sich und ihrer Umwelt treu bleiben, obwohl die ‚Zeituhr des Lebens‘ sich in der Welt der Globalisierung und Digitalisierung immer schneller zu drehen scheint. Während ich mich an der frischen Luft mit den Schafen – und oft auch mit meinen Kindern – aufhalte, kann ich den Tag gut Revue passieren lassen.“

(James Rebanks: Mein Leben als Schäfer, 288 Seiten, 12 Euro, Penguin Verlag 2017)

 

Carsten Scheibe liest zurzeit:
Mark Benecke: Illustrirtes Thierleben

Carsten Scheibe ist Diplom-Biologe und Chefredakteur von „Unser Havelland“.

Er sagt: „Schon als kleines Kind habe ich mich für Käfer, Spinnen und Schlangen begeistert. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum ich Biologie studiert habe. Ein anderer Diplom-Biologe mit Freude an kleinen Krabblern ist übrigens Dr. Mark Benecke. Der berühmte Kriminalbiologe mit dem Spitznamen ‚Dr. Made‘ nutzt ja gern Insektenlarven-Funde auf Leichen, um z.B. herauszufinden, wie lange ein Toter schon im Wald liegt.

Ich habe selbst schon ein knappes Dutzend Fachvorträge von Dr. Benecke besucht und bin immer wieder begeistert von seinem Fachwissen und seiner ungewöhnlichen Denkweise. Auch seine Bücher sind stets aufs Neue eine spannende Lektüre.

Beneckes schönstes Buch ist aber sicherlich das Werk mit dem sperrigen Titel „Kat Menschiks & des Diplombiologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustrirtes Thierleben“, das auf den Spuren des Klassikers ‚Brehms Tierleben‘ von 1863 wandelt.

Schön ist das Buch, weil die Brandenburgerin Kat Menschik es äußerst ansprechend illustriert hat.

Spannend ist die Lektüre, weil Dr. Mark Benecke in kurzen Abhandlungen den Tieren nachspürt und dabei Erstaunliches zutage holt. Da geht es etwa um Haustiere, die ihre verstorbenen Herrchen und Frauchen auffressen (sogar der Hamster ist da mit dabei), um eine Ode an die Silberfischchen, um beschämte Hunde (die nur so tun, als ob), um betrunkene Elche, um nekrophile Enten und – oh wie schön – um funkelnde Glühwürmchen.

Bei Benecke kann man wieder viel lernen, ohne sich zu langweilen. Eine Fortsetzung wäre dem SPIEGEL-Bestseller sehr zu wünschen.“

(Dr. Mark Benecke: Kat Menschiks & des Diplombiologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustrirtes Thierleben, 160 Seiten, 20 Euro, Galiani-Verlag (Berlin 2020)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 179 (2/2021). Fotos alle aus privaten Quellen.

Der Beitrag Liebe Havelländer: Was lest ihr grad? (Teil 1) erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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