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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Jetzt ganz tapfer sein: Eisbaden am Nymphensee!

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Na, das lohnt sich in diesem Winter wirklich: Robert Nickel aus Falkensee trifft sich regelmäßig mit Freunden zum gemeinsamen Eisbaden im Brieselanger Nymphensee. Das kurze Bad im eiskalten Wasser kostet zwar richtig Überwindung, sorgt aber für einen abgehärteten Körper. Ein toller Nebeneffekt: Erkältungen scheinen ab sofort keine Rolle mehr zu spielen.

Der Brieselanger Nymphensee am 7. Februar 2021. Die Meteorologen kündigen für Deutschland einen der schlimmsten Schneestürme seit Jahrzehnten an. Es sind minus sieben Grad Celsius im Freien. Der Nymphensee ist zugefroren, ein klirrend kalter Wind pustet Schneekristalle über das Eis. Gefühlt hat es minus zwanzig Grad. Keine Frage: Bei diesem Wetter bindet man selbst dem Dackel beim Gassigehen eine Heizdecke um.

Am Nymphensee finden sich aber trotzdem eine Handvoll Freunde ein. Robert Nickel (40) aus Falkensee hat die eingeschworene Truppe zusammengeführt – mit einer wahnwitzig klingenden Idee im Hinterkopf: „Wir möchten zusammen ins Wasser gehen – beim gemeinsamen Eisbaden. In den letzten Jahren gab es ja leider keinen richtigen Winter in der Region. In diesem Winter hat der Name ‚Eisbaden‘ wenigstens wieder eine Berechtigung.“

Die Gruppe aus etwa zehn Leuten trifft sich regelmäßig seit dem frühen Herbst, das erste echte Eisbaden fand aber erst Anfang Februar statt. Der Termin am 7. Februar war der zweite, weitere sollen folgen. Robert Nickel: „Wir machen das so lange, bis wieder die ersten normalen Badegäste neben uns stehen. Spätestens dann kann man das wohl nicht mehr Eisbaden nennen, was wir da tun.“

Am 7. Februar ist an Späße aber nicht zu denken. Es ist so bitter kalt, dass selbst das Ausziehen der Bommelmütze Überwindung kostet. Fünf Männer aus Falkensee, Brieselang und Schönwalde-Glien haben sich eingefunden, um bei negativen Ex­tremtemperaturen das Planschen im See zu wagen. Robert Nickel: „Das Wasser hat um die vier Grad. Das fühlt sich mitunter wärmer an als die Luft draußen.“

Robert Nickel ist begeisterter Schwimmer, hat sich lange in der DLRG engagiert und ist selbst schon lange überzeugter Eisbader: „Ich habe in Berlin die Ice Dippers kennengelernt. Die Mitglieder dieser Gruppe treffen sich jede Woche zum Eisbaden am Plötzensee. Das finde ich sehr gut, aber der Plötzensee liegt für mich leider nicht gleich um die Ecke. Da habe ich nach Alternativen in der Nachbarschaft gesucht. Der Nymphensee ist ideal geeignet – und er bietet uns auch einen sehr guten Einstieg. Allerdings brauchen wir entweder gar kein Eis – oder sehr dickes. Bei tragfähigem Eis schlagen wir uns einfach etwas entfernt vom Ufer ein Loch, nämlich da, wo das Wasser bereits etwas tiefer ist.“

Anfang Februar war das Eis nur wenige Zentimeter dick. Da mussten sich die Männer vor dem Eisbaden den Weg erst mit dem Hammer und der Axt freimachen.

Robert Nickel: „So ein Eisbad braucht eine gewisse Vorbereitung. Viele Anfänger springen einfach so ins Wasser und beginnen dann zu hyperventilieren. Das verstärkt das Kälteempfinden aber nur.“

Die Freundesgruppe bereitet sich mit der Wim-Hof-Methode auf den Kälteschock vor. Bei diesem Verfahren hyperventilieren die angehenden Eisbadenden noch angezogen und an Land gezielt in drei Etappen, um zwischendurch mit Kniebeugen und Liegestützen viel Sauerstoff in die Muskeln zu befördern.

Robert Nickel: „Danach fühlt man sich nahezu unsterblich. Und kann umso länger im Wasser bleiben. Wichtig ist es, im Wasser ganz ruhig zu bleiben, nicht in Panik zu verfallen und ganz langsam gegen den Schmerz zu atmen. Das hat etwas Meditatives. Wir bleiben etwa zwei bis fünf Minuten im Wasser, das reicht.“

Nach dem Eisbad heißt es, sich schnell abzutrocknen und wieder in die warmen Sachen zu schlüpfen. Ein paar Kniebeuge und Liegestütze kurbeln die Durchblutung wieder an, auch ein heißes Getränk ist vorbereitet. Robert Nickel: „Wichtig ist es, die Hände und den Kopf aus dem Wasser herauszuhalten. Die Hände haben mit die meisten Schmerzrezeptoren, das hält man ansonsten nur schwer aus.“

Dominic Hesse (36) ärgert sich, dass er dieses Mal seine Badeschuhe vergessen hat, sieht das Eisbaden aber als echte Herausforderung an: „Man muss seine Komfortzone verlassen und den inneren Schweinehund überwinden. Und anschließend fühlt man sich einfach nur toll.“

Einen tollen Nebeneffekt hat das Eisbaden auch. Robert Nickel: „Das Eisbaden härtet den Körper wirklich ab. Erkältungen, wie man sie sonst im Winter immer wieder einmal hat, machen einen großen Bogen um uns herum.“

Zu den vier, fünf Familien, die sich regelmäßig in den eisigen Wogen am Nymphensee vergnügen, gehören ansonsten auch die Frauen mit dazu. Robert Nickel: „Sie haben am 7. Februar auf die Kinder aufgepasst. Nächstes Mal sind sie bestimmt wieder mit dabei.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 180 (3/2021).

Der Beitrag Jetzt ganz tapfer sein: Eisbaden am Nymphensee! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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