Alice Börst von „Finkenblumen“ wohnt in Finkenkrug in Falkensee – und hat stets ein offenes Auge für die Natur um sie herum. Auf einem Spaziergang entdeckte sie nun mitten im November große Kolonien aus kleinen rot-lila schimmernden Käfern, die sich reglos an einen Lindenbaum klammerten. Feuerwanzen waren es keine. Aber was dann? Die Lösung des Rätsels: Lindenwanzen sind nun auch im Havelland zu finden.
Feuerwanzen kennt wirklich jeder. Die roten Tierchen kommen fast in jedem Garten in Massen vor. Vor allem die Linden haben es den geselligen und völlig harmlosen Insekten angetan, die sich mit ihrem Stechrüssel an der Botanik gütlich tun und Pflanzensäfte saugen.
Nun schickt sich ein Verwandter aus dem Mittelmeerraum an, das gleiche Habitat zu besetzen. Nach dem Ammendornfinger, der Gottesanbeterin, der Wespenspinne und der schwarzen Holzbiene ist die Lindenwanze (Oxycarenus lavatera) ein weiterer Eindringling, der aufgrund des Klimawandels zu uns drängt und hier zunehmend heimisch wird.
In Österreich konnte die Lindenwanze erstmals 2001 nachgewiesen werden, in Deutschland tauchte sie zum ersten Mal 2004 am Oberrhein auf. Die Lindenwanze bevölkert vor allem Winterlinden. Mitunter können zehntausende Wanzen auf einem einzelnen Baum leben. Da sie sich aber meist in den oberen Astregionen aufhalten, um hier an frischen Pflanzentrieben zu saugen, sieht man sie den Sommer über nicht.
Jetzt im Winter sammeln sie sich oft zu Tausenden am Stamm der Linden, um hier in Rissen und Spalten der Rinde zu überwintern. Obwohl die Lindenwanze mit etwa fünf Millimetern Körperlänge deutlich kleiner ist als die Feuerwanze, lassen sich ihre Kolonien aufgrund ihrer ungewöhnlich dunkelrot-schwarzen Färbung leicht ausmachen. Die Hinterflügel können silbern aufblitzen und einen weiteren Akzent setzen. Wie viele Tiere da aufeinander sitzen und vor Kälte oft keinen Fühler mehr regen können, sieht man oft erst, wenn man ganz nah an die Kolonie herantritt.
Die sich mehrmals im Jahr fortpflanzende Lindenwanze ist harmlos für Mensch und Baum – und darf wahlweise ignoriert oder bestaunt werden. Es ist nicht nötig, Maßnahmen zu ihrer Vernichtung zu ergreifen. Das erledigt ein langer, kalter Winter, den Großteile der Kolonie nicht überleben, ganz von alleine. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 189 (12/2021).
Der Beitrag Die Lindenwanze in Falkensee gesichtet: Lindenwanzen bereiten sich jetzt auf Überwinterung vor! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).