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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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1.500 neue Wohnungen in Schönwalde-Glien: Landrat und Investor gemeinsam zu Besuch im Erlenbruch!

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Wenn es um neuen Wohnraum im schönen Havelland geht, sind zurzeit alle Augen auf den Erlenbruch gerichtet. Der ehemalige Fliegerhorst soll sich in ein Wohnquartier verwandeln, das mit 1.500 neuen Wohnungen Platz für etwa 3.750 weitere Schönwalder schaffen könnte. Landrat Roger Lewandowski ließ sich das Projekt am 4. Oktober von Investor Gerald Breschke erklären.

Zu Schönwalde-Glien gehören die sieben Ortsteile Grünefeld, Paaren im Glien, Pausin, Perwenitz, Schönwalde-Dorf, Schönwalde-Siedlung und Wansdorf. Wenn es nach den Vorstellungen des Investors Gerald Breschke von der Schönwalde Wohnen GmbH & Co KG geht, könnte bald ein achter Ortsteil hinzukommen – der Erlenbruch.

Im Erlenbruch gibt es zurzeit nur eine Paintball-Anlage, einige Gewerbegrundstücke, ein Übergangswohnheim, den Schafstall von Schäfer Olaf Kolecki und eben das Gelände vom ehemaligen Fliegerhorst. Der wurde 1935 als Militärflughafen von der Deutschen Wehrmacht erbaut, um neue Piloten auszubilden. Zu DDR-Zeiten waren hier die Sowjets präsent. Mit ihren Abhöranlagen haben sie vom Erlenbruch aus West-Berlin belauscht.

Seit der Wiedervereinigung steht die Anlage leer. An den Klinkerbauten nagt der Zahn der Zeit, Birken wachsen aus den eingefallenen Dächern.

Gerald Breschke aus Langenhagen hat eine Vision für das Gelände. Er hat es vor fünf Jahren gekauft und extra für die Projektentwicklung die Schönwalde Wohnen GmbH & Co KG gegründet. Auf einem Spaziergang am 4. Oktober über das inzwischen stark beräumte Gelände erklärte er dem Landrat Roger Lewandowski, wie es vor Ort weitergehen könnte: „Unser Ziel ist es, uns hier um den Wohnungsbau zu kümmern. 1.500 neue Wohnungen könnten im Erlenbruch entstehen. Die alten Kasernengebäude möchten wir dabei erhalten. Das gelingt aber nur, wenn der bestehende Bebauungsplan geändert wird. Er sieht nämlich neue Wege durch das Gelände vor, die sich nur realisieren lassen, wenn die Kasernengebäude abgerissen werden.“

Der Satzungsbeschluss zur Änderung des B-Plans muss jetzt nur noch in der Gemeindevertretung von Schönwalde-Glien getroffen werden. Dann könnte es im kommenden Jahr bereits zum ersten Spatenstich im Erlenbruch kommen.

Die alten Kasernengebäude wurden auf jeden Fall bereits gründlich von Fachleuten unter die Lupe genommen. Gerald Breschke: „Der Umbau von alten Militärbauten ist seit dreißig Jahren unser Business. Damit kennen wir uns sehr gut aus. Der Dachstuhl der Kasernenbauten ist leider in einem sehr schlechten Zustand. Die Dachneigung passt auch nicht zu den modernen Vorgaben, an die wir uns heute zu halten haben. Wir möchten die Dächer deswegen komplett abtragen und dafür ein neues Vollgeschoss mit einem Flachdach aufbringen. Das Flachdach würden wir komplett begrünen, um das Regenwasser zu binden. Das ist dringend nötig, da das Grundwasser im Erlenbruch sehr hoch steht. Der Rohbau der Häuser ist zum Glück in einem guten Zustand, das gilt auch für die Stahlbetondecken und den Keller, der mit seiner schwarzen Wanne noch immer das Grundwasser abhält.“

Die beiden Flugzeughangars, die zum Gelände von Gerald Breschke gehören, sind inzwischen so marode, dass sie ihren Denkmalschutz verloren haben. Eine Abrissgenehmigung liegt vor. Breschke: „An die Stelle der beiden Hangars werden dreigeschossige Stadtvillen rücken.“

Auch wenn einzelne Häuser wie etwa das marode Gebäude direkt neben dem alten Schwimmbad, in dem in der Vergangenheit illegale Rave-Parties abgehalten wurden, noch abgerissen werden, wird der große Plattenbau hinter dem Schwimmbad erhalten bleiben.

Gerald Breschke: „Die drei Plattenbauten sind ein besonderes Kernstück unserer Planungen. Wir hätten übrigens auch gern die Plattenbauten im Olympischen Dorf in Elstal saniert und wieder hergerichtet, aber dort haben wir leider nicht den Zuschlag bekommen. Unsere Plattenbauten im Erlenbruch sind laut Aussage des Statikers standsicher. Wir werden allerdings die Balkone entfernen, um sie neu vor das Gebäude zu setzen. Diese ‚Vorstellung‘ sorgt für ein besseres energetisches Verhältnis. Auch die Treppenhäuser werden neu gemacht, um einen Aufzug ergänzt und auf der anderen Seite vor das Gebäude gesetzt. Die Fußböden werden wir mit Es­trich und Fußbodenheizung neu gestalten, das wirkt auch als Schallschutz. Die Zwischenwände sind nach aktuellen Richtlinien nicht schalldicht genug, hier können wir aber mit dem Trockenbau nachrüsten.“

Der Investor weiß, dass der alte Militärflughafen als „Lost Place“ eine hohe Anziehungskraft hat und auch immer wieder Techno-Parties auf dem Gelände veranstaltet werden: „Ich habe nichts gegen diese Menschen, ich darf es nur nicht zulassen.“ Natürlich – im aktuellen Zustand sind die Gebäude mehr als baufällig. Ein Betreten könnte lebensgefährlich sein.

Kritik gab es in der Vergangenheit wegen der ersten Beräumung der Liegenschaft, der viele Büsche und Gehölze zum Opfer gefallen sind. Gerald Breschke: „Laut unseren aktuellen Planungen ist es nicht vorgesehen, weitere Bäume zu fällen. Die aktuellen Bäume sind auch alle im neuen B-Plan eingezeichnet.“

Geklärt wurde nach der Kritik von verschiedenen Umweltorganisationen auch, dass das angrenzende 694 Hektar große FFH-Schutzgebiet erst durch einen Zaun und später durch eine Hecke vor den neuen Bewohnern des Erlenbruchs geschützt werden soll. Wie in der Döberitzer Heide sollen aber Wege in die Natur führen. Wege, die nicht verlassen werden sollen.

Der Investor verpflichtet sich vor Ort, nicht nur die neuen Zuwegungen und Straßen zu finanzieren, sondern auch, eine Kita und einen Stadtteiltreffpunkt zu bauen. Gerald Breschke: „Um das zu finanzieren, müssen wir vor Ort sehr viele Wohnungen bauen. Wir haben im Erlenbruch nichts anderes, was wir verkaufen können.“

Marlen Hank, stellvertretende Bürgermeisterin in Schönwalde-Glien: „Wir haben im Erlenbruch bereits eine Fläche für eine Schule reserviert. Uns wäre eine weiterführende Schule dabei lieber als eine Grundschule.“

Landrat Roger Lewandowski war sich deutlich der Tatsache bewusst, dass die späteren Bewohner des Erlenbruchs alle auf die Bötzower Landstraße drängen werden, die nach Berlin führt: „Um den Verkehr zu entlasten, sind wir vom Landkreis sehr für einen neuen Bahnhof ganz in der Nähe, etwa in Bötzow. Er steht aber leider noch nicht auf der Prioritätenliste des Landes.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 200 (11/2022).

Der Beitrag 1.500 neue Wohnungen in Schönwalde-Glien: Landrat und Investor gemeinsam zu Besuch im Erlenbruch! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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