Quantcast
Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
Viewing all articles
Browse latest Browse all 4140

Neujahrsempfang Schönwalde-Glien: Bürgermeister Bodo Oehme nahm kein Blatt vor den Mund!

$
0
0

Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien, ist ein Mann der klaren Worte. Auf dem 28. Neujahrsempfang der Gemeinde nahm er sich eine ganze Stunde lang Zeit, um sowohl die große Bundespolitik als auch die regionalen Geschehnisse rund um Schönwalde-Glien aufs Korn zu nehmen. Der große Saal im Schwanenkrug war bis auf den letzten Platz belegt. Viele Amtskollegen nutzten die Gelegenheit, um dem Rundumschlag zu lauschen.

Zwei Jahre lang gab es keinen Neujahrsempfang in Schönwalde-Glien – er musste aufgrund der Corona-Pandemie pausieren. Am 7. Januar war es endlich so weit. Bürgermeister Bodo Oehme (CDU) war sichtlich froh über die 28. Neuauflage des Empfangs : „So viele Gäste hatten wir noch nie.“ Tatsächlich nutzten über 200 Schönwalder, viele Politiker, lokale Geschäftsleute und Vertreter der Polizei und Feuerwehr die Gelegenheit zur Zusammenkunft. Neben Ministerin Ursula Nonnenmacher, Landrat Roger Lewandowski und Barbara Richstein als stellvertretende Landtagsvorsitzende waren auch viele Bürgermeister-Kollegen und weitere Prominenz vertreten. Auch die Fischerkönigin Aurora Melich und Heidekönigin Nina Göller nahmen im großen Saal vom Schwanenkrug Platz.

Die Jagdhornbläser aus Pausin und der Schönwalder Chor sorgten mit viel Musik dafür, dass sich die Gäste im Saal wohlfühlten. Anschließend trat Bürgermeister Bodo Oehme ans Mikrofon, um eine seiner einerseits vom Publikum geliebten und andererseits auch gefürchteten Reden zu halten. Dieses Mal brachte er über elf eng beschriebene Seiten mit, die Rede dauerte über eine Stunde. Dabei gestand der Bürgermeister: „Ich musste die Rede zwei Mal schreiben. Die erste Ausfertigung hat der Computer gefressen.“

Bodo Oehme ging in seiner Rede immer wieder auf die große Politik ein, zitierte gleich mehrmals den Kabarettisten Dieter Nuhr und nahm sich nacheinander die „Klimakleber“, das Gendern, die Corona-Politik, die Silvester-Böller-„Schwachmaten“ in Berlin, die Bürokratie im Bund und sogar den Krieg in der Ukraine vor. Sehr pazifistisch zeigt er sich hier: „Ob man mit Waffenlieferungen Frieden schaffen kann, bezweifele ich aus meiner Erfahrung heraus.“

Auch die aktuelle Energiekrise beschäftigte den Bürgermeister: „Ohne Energie läuft unsere Wirtschaft nicht. Viele Unternehmen mussten bereits schließen. Es werden weitere folgen. Das Energieproblem betrifft auch den privaten Häuslebauer. Ich versteht nicht, warum man den Bürgern in 2022 eine Heizkostenpauschale überweist, obwohl sie doch erst bei der Betriebskostenabrechung in 2023 erfahren, wie viel Geld sie nachzahlen müssen.“ Passend zur Bundesvorgabe, doch bitte Energie zu sparen, verwies Bürgermeister Oehme auf die „vielen Kindereinrichtungen, Schulen, freiwilligen Feuerwehren und Dorfgemeinschaftshäuser“. Er sagte: „Da können Sie keine 19 Grad festlegen.“

Anschließend ging es im lokalen Bereich weiter. Schönwalde-Glien wächst und das gefällt nicht jedem. Bodo Oehme: „Es gibt sogar Menschen, die möchten keinen Zuzug mehr. Ich konnte meinen Ohren gar nicht trauen.“

Der Bürgermeister verwies auf viele neue Baugebiete, die 2022 im Gemeindegebiet von Schönwalde-Glien neu begonnen oder bereits wieder abgeschlossen wurden. Da ging es in Grünefeld um das Baugebiet „Am Kindergarten“, in Paaren im Glien um den Schmiedeweg, um den ersten Bauabschnitt in Perwenitz unter dem „Fernsehturm“ sowie um die Innenverdichtung in Wansdorf und in der Siedlung. Auch die beiden Wohnungsbaugebiete „Wiesenweg“ und „Lange Enden“ wurden begonnen.

Ärgerlich findet Bodo Oehme den Wunsch der Gemeindevertreter, die Abwägung zum B-Plan Erlenbruch noch einmal auf Richtigkeit überprüfen zu lassen: „Wir haben hier einen Investor, mit dem man auf Augenhöhe verhandelt und der auch manchmal mehr Zugeständnisse macht, als er es machen müsste. Das ist selten.“

Bürgermeister Oehme sieht den „Ansiedlungsdruck“ in der Region nicht nachlassen: „Das sagt uns jede Metropole. Schauen Sie dazu nach London, nach Paris oder nach Prag.“

Um die neuen Schönwalder allerdings in die nahe Metropole zu bringen, wird das vorhandene Straßennetz kaum ausreichen. Oehme: „Deswegen ist es meine Forderung, einen Bahnhof zwischen Bötzow und Schönwalde zu errichten. Es gab schon einmal einen Bahnhof, doch dieses Mal sollte er an einem verkehrstechnisch besseren Knotenpunkt entstehen.“

Und dann ist da ja auch noch der Radweg am Kanal. Er soll einmal gut ausgebaut direkt am Havelkanal von Hennigsdorf bis nach Ketzin führen. In Schönwalde-Glien ist der Ausbau in drei Schritten vorgesehen, es besteht die Möglichkeit einer hohen Förderung. Doch die Gemeindevertretung hat nach einem Aufbegehren der Bürger gegen den Ausbau gestimmt, um so die nötige Abholzung vieler Bäume am Kanal zu verhindern. Bodo Oehme: „Die Parteien auf Bundes-, Landes- und Kreisebene sagen, wir wollen und brauchen Radwege. Bei uns in der Gemeinde wird dagegen gestimmt. Wir haben eine Zählstelle am Radweg zwischen Nieder Neuendorf und Schönwalde-Dorf. Dort sind in der Zeit vom 17. Mai bis zum 31. Oktober 22 52.876 Bewegungen gezählt worden. Wissen Sie, was das für ein wirtschaftlicher Faktor ist?

Bürgermeister Oehme machte sich in der Folge auch für ein neues Gewerbegebiet im Ortsteil Perwenitz stark, suchte nach Platz für neues Gewerbe im Zentrum der Siedlung und kündigte den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Schönwalde-Dorf und einer Kita direkt daneben an. Eine weiterführende Schule würde er gern im Erlenbruch sehen: „Der Kreistag hat sich in der Schulentwicklungsplanung aber anders entschieden. Schönwalde ist dort nicht berücksichtigt. Das finde ich auch für die Zukunft nicht visionär.“

Bedauerlich fand Bodo Oehme, dass eine Seniorenwohnanlage, die seit 2018 diskutiert wird, erst einmal nicht entstehen wird. Auch das Strandbadgebäude bleibt ein Streitfall. Das gilt auch für den Straßenbau, der nicht vorankommen will.

Positiv war am Ende aber noch dieses: „Wir werden in diesem Jahr 20 Jahre Gemeinde Schönwalde-Glien feiern können. Das feiern wir um den 3. Oktober. Sofern alles gut geht, werde ich in diesem Jahr auch mein 30-jähriges Bürgermeisterjubiläum begehen können.“

Nach den traditionellen Reden der Bürgermeister aus den Partnerstädten und -gemeinden wurde noch ein kurzer Film von Heide Gauert und Evelyn Kuhnert gezeigt – über die Planung, den Bau und die feierliche Freigabe der Gedenkstele an der Steinernen Brücke – dort, wo früher die Grenze zwischen Ost und West verlief. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 203 (2/2023).

Der Beitrag Neujahrsempfang Schönwalde-Glien: Bürgermeister Bodo Oehme nahm kein Blatt vor den Mund! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


Viewing all articles
Browse latest Browse all 4140