Der Falkenseer Campusplatz zwischen der neuen Stadthalle und der Europaschule am Gutspark erinnert viele Havelländer an eine nackte Steinwüste ohne jede Aufenthaltsqualität. Nun sollte ein Konzept erarbeitet werden, um den Platz neu zu beleben. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus, die Stadtverordneten fordern mehr Tempo und „größere“ Ideen.
Das Campusgelände hinter der neuen Stadthalle ist riesig. Leider wirkt das Gelände meist leer und verlassen. Nur wenn hier das Falkenseer Stadtfest oder aber ein großes Sportevent wie #BeActive stattfinden, brennt der Platz. Dann finden sich weit über tausend Personen ein.
Events, die den Campusplatz beleben, finden aber so selten im Jahr statt, dass man sie beinahe an den Fingern einer Hand abzählen kann. Die meisten Tage und Monate liegt das in Stein gegossene Elend völlig brach – nur die Jugendlichen erbarmen sich, hier abends laut Musik zu hören und Alkohol zu trinken.
Das Dilemma um den toten Platz zieht sich schon länger hin. Aus diesem Grund hat die Falkenseer Stadtverordnetenversammlung am 27. Januar 2021 den Beschluss gefasst, ein Konzept für den Campusplatz zu erstellen. Damit wurde die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (kurz DSK) beauftragt.
Gleichzeitig wurde vom 28. März bis zum 10. April (warum nur so kurz?) eine Online-Umfrage durchgeführt, um die Wahrnehmung der Bürger zum Campusplatz in Falkensee zu ergründen. An dieser Einwohnerbeteiligung haben sich gerade einmal 106 Bürger beteiligt – ein Wert, der bei über 45.000 Einwohnern in der Gartenstadt weit davon entfernt ist, als repräsentativ zu gelten.
Trotzdem war auffallend, dass von den 106 Bürgern gleich 55 der Meinung waren, dass die Aufenthaltsqualität auf dem Campus-Gelände „schlecht“ sei. Als „schlecht“ bewerteten 42 Bürger auch die Präsenz des Campusplatz innerhalb der Stadt. Man sieht das Gelände eben nicht – von der nahen Bahnhofstraße ist es nicht einzusehen. Kein Wunder also, dass Veranstalter wie etwa die vom Streetfood Festival lieber den engen Platz vor der alten Stadthalle nutzen, um Events in der Gartenstadt durchzuführen.
Umso neugieriger waren die Stadtverordneten aus dem Ausschuss „Stadtentwicklung/Umwelt/Klima und Mobilität“, der am 6. Februar im Rathaussitzungssaal tagte. Denn an diesem Tag wollte die DSK die Ergebnisse aus ihrer Machbarkeitsstudie präsentieren. Tania Gianneli stellte die vom DSK-Team gesammelten Ideen vor, um den Campusplatz attraktiver zu machen.
Dabei ging es gleich um die erste Hürde, die es zu berücksichtigen galt: Aufgrund einer geldwerten Förderung gibt es bei der Campusplatzfläche eine Zweckbindung bis Ende 2040. Aufgrund dessen dürfen bis dahin keine „umfassenden baulichen Maßnahmen auf der Platzfläche“ vorgenommen werden.
Als „Handlungsempfehlungen“ rät die DSK deswegen dazu, „temporäres Stadtmobiliar“ angeschaffen, das ganz nach Bedarf aufgestellt wird. So könnte man eine kleine Podestbühne, einen Sonnenschirm, ein Sonnensegel und eine neue Bücherbox auf dem Campusplatz platzieren. Auch über einen öffentlichen Trinkbrunnen, Pflanztröge, robuste Sitzkuben und Liegebänke wurde nachgedacht. Um das Bistro in der neuen Stadthalle interessanter zu gestalten, wurde empfohlen, einen Automaten etwa für Getränke aufzustellen.
Die Stadtverordneten im Ausschuss zeigten sich ob dieser Vorschläge mehr als irritiert. Sie hatten sich definitiv einen größeren Wurf vorgestellt als nur ein paar Pflanztröge aufzustellen.
Dr. Gerhard Michael (Sachkundiger Einwohner): „Auf dem Parkplatz vom HavelPark ist ja mehr los als auf unserem Campusplatz. Die Gestaltung des Platzes ist dabei gar nicht das Problem. Wir müssen die Leute da hinholen.“
Sven Steller (CDU): „Es besteht Einigkeit darüber, dass der Campusplatz derzeit überhaupt keine Aufenthaltsqualität hat. Die Vorschläge, dort städtebaulich etwas zu verbessern, gehen schon mal in die richtige Richtung. Sitzmobilar, Bepflanzungen, Schattenspender und eine Fassadenbemalung können den Platz etwas attraktiver machen. Was wir aber benötigen, sind attraktive Angebote, um die Menschen überhaupt erst auf dem Platz zu bekommen. Dafür brauchen wir Veranstaltungen und Gastronomie. Solange das baulich nicht möglich ist, kann man das mit Pop-up-Biergärten, Frühschoppen, Streetfood oder Konzerten hinbekommen. Ein Kaffeeautomat, da sind wir uns einig, bringt ja wohl keinen aus seinem Haus auf dem Campusplatz.“
Günter Chodzinski (Grüne): „Das Jubiläum 100 Jahre Falkensee steht vor der Tür, da muss man jetzt mal ein bisschen mehr in Schwung kommen. So eine Automatenstation kann man auch gleich bleiben lassen. Warum nicht einen Food Truck aufstellen? Oder eine große Bühne, bei der man den Vereinen das Angebot macht, sie für sich zu nutzen. Wir müssen Tempo machen. Damit dieser Sommer nicht auch noch für den Campusplatz verloren geht.“
Dr. Burkhard Schröder (SPD): „Die Bürgerschaft hat bislang keinen Grund, sich auf dem Campusplatz aufzuhalten. Da muss man Angebote schaffen, die für die Bürger interessant sind. Ohne Gastronomie ist so ein Platz nicht zu beleben.“
Hans-Peter Pohl (CDU): „Gerade in dieses Jahr müssen wir ausprobieren, was auf dem Campusplatz möglich ist.“
Baudezernent Thomas Zylla machte am Ende deutlich: „Es ging bei dem Auftrag an die DSK allein um ein städtebauliches Konzept, nicht aber um ein Veranstaltungskonzept.“ Vielleicht ist aber genau dies das Problem. Ein solides Veranstaltungskonzept wäre zurzeit tausendmal wichtiger als ein paar Pflanzkübel und ein Sonnensegel. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 204 (3/2023).
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