Wer wird noch in diesem Jahr der nächste Bürgermeister von Falkensee werden? Oder die Bürgermeisterin? Sechs Kandidaten gibt es. Sie alle möchten gern schon bald aktiv die Zukunft des Ortes mitgestalten. Die Bewohner der Gartenstadt sind sich aber oftmals noch unsicher, wen sie am 11. Juni wählen sollen – und würden gern erste Argumente hören. Möglich wurde dies am 14. März.
Da lud die Interessengemeinschaft Falkensee (IGF) zu einem Stammtisch samt Podiumsdiskussion in das Foyer der Falkenseer Stadthalle ein. Über 150 Bürger fanden sich vor Ort ein, um die Kandidaten kennenzulernen.
Am Ende mussten tatsächlich noch Stühle aus der Veranstaltungshalle der Falkenseer Stadthalle geholt werden: Das Interesse der Bürgerschaft an der allerersten Podiumsdiskussion mit allen sechs Bürgermeisterkandidaten war immens groß. Weit über 150 Menschen strömten am 14. März in das Foyer der Falkenseer Stadthalle. Die bereitgestellten Stuhlreihen waren schon lange vor dem anvisierten Start um 19 Uhr belegt. Da mussten kurzerhand weitere Sitzmöglichkeiten geschaffen werden.
Eingeladen hatte die IGF zu dieser ersten Podiumsdiskussion. Deren Vorsitzender Bernhard von Schröder führte durch den Abend. Er stellte zunächst die sechs Kandidaten der Bürgermeisterwahl 2023 ausführlich vor, darunter:
– Julia Concu (B90/Grüne)
– Rainer Ganser (Freie Wähler)
– Lars Krause (Die PARTEI/PDS)
– Dr. Cornelia Nietsch-Hach (SPD)
– Dr. Jan Pollmann (CDU)
– Heike Stumpenhusen (dieBasis)
Der Moderator ließ die Kandidaten weit in die Zukunft schauen, stellte die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt in den Fokus und überließ dann das Mikrofon den Besuchern, die eigene Fragen stellen konnten – etwa zum Havelländer Weg, zum Hallenbad oder zum Hebesatz für Gewerbetreibende.
Noch schienen die Kandidaten allerdings nicht in den Angriffs- und Wahlkampfmodus geschaltet zu haben, denn es wurde eher ein Abend der Sorte „Ich wünsch mir etwas Tolles für die Zukunft“. Einige Besucher hätten sich deutlich klarere Aussagen zu aktuell drängenden Problemen der Stadt gewünscht.
Wir von „Unser Havelland“ haben ordentlich mitgeschrieben und präsentieren auf diesen Seiten die wichtigsten Statements der Kandidaten. In der nächsten Ausgabe geht es weiter, dann werden wir alle Kandidaten auf jeweils einer halben Seite ausführlich vorstellen.
Die Aussagen der Kandidaten:
„Ich suche als Stadtverordneter in der SVV immer den großen Konsens. Ich spreche nicht nur regelmäßig mit den Vertretern der anderen Parteien in Falkensee, sondern besuche auch die benachbarten Gemeindevertretungen in Dallgow-Döberitz, Brieselang und Schönwalde-Glien. Vieles, was uns in Falkensee als Mittelzentrum beschäftigt, hat nämlich auch einen direkten Einfluss auf die umliegenden Gemeinden.“ (Rainer Ganser)
„Ich habe von allen Kandidaten die kleinsten Kinder. Ich bin Hausmann und kümmere mich Zuhause um die Aufzucht meiner Kinder. Die Themen Bildung und Kita stehen deswegen auf Platz 1 meiner politischen Agenda.“ (Lars Krause)
„Wir sind auf dem Weg von einer Schlaf- in eine Wohnstadt. Man muss aber nicht immer 50 Bäume umreißen, nur um ein neues Haus zu bauen. Wir müssen wieder zur Gartenstadt werden. Ich möchte Falkensee wieder wie wild aufwurzeln.“ (Lars Krause)
„Der Dialog mit den Bürgern ist mir sehr wichtig. Ich bin vor zwei Monaten für meine Frau in die SVV nachgerückt. Wir brauchen deutlich mehr als nur eine halbstündige Bürgersprechstunde. Wir brauchen ein Bürgerplenum, in dem man die Probleme zuende diskutieren und gern auch mal einen Streit vom Zaun brechen kann. Am Ende kann man dort einen Konsens finden und ihn für die Stadt nutzen.“ (Lars Krause)
„Ich bin für Bürgerenergie auf genossenschaftlicher Basis. Wir müssen unsere Energieversorgung unabhängig machen von den Einflüssen Dritter. Die Kosten für Energie müssen kalkulierbar sein. Ich denke an ein Stadtwerk für Strom und Wärme.“ (Heike Stumpenhusen)
„Als Vorsitzende der SVV kenne ich die Sorgen und Probleme der Stadt gut. Ich bin in der Personalführung geschult. Das Verwaltungsrecht ist mir nicht neu. Ich möchte selbst gerne in Falkensee alt werden und die Stadt deswegen voranbringen.“ (Julia Concu)
„In 32 Jahren SPD-Führung haben wir viel erreicht. Trotzdem brauchen wir jetzt einen Wechsel. Hin zu einer Bürgermeisterin.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Bis 2045 möchte ich ein klimaneutrales Falkensee haben.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Ich denke an ein ökologisches Stadtwerk. Das könnte regelmäßig die braune Tonne abholen – mit Essensresten, Grünschnitt und dem mühsam geharkten Laub. Das Material könnte in einer eigenen Biogasanlage genutzt werden, um Strom herzustellen.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Wir brauchen Solaranlagen auf so vielen Dächern wie möglich, um sauberen und bezahlbaren Strom herzustellen.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Falkensee verliert seine Identität als Gartenstadt. Ich möchte die Gartenstadt wieder zurückholen. Das geht aber leider nicht mehr so, wie sie die Alteingesessenen kennen. Die alte Gartenstadt, das war die Stadt der privaten Gärten. Die neue Gartenstadt könnte eine der öffentlichen Gärten sein. Egal, von wo man in die Stadt hineinfährt, ich sehe Blütenbouquets, stolze Alleebäume und einen zentralen Rosengarten.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Ich komme aus der Mitte der Gesellschaft, auch, was die politische Ausrichtung und mein Alter anbelangt. Ich bin Berufspendler mit der Bahn. Ich habe ein Kind in der Kita und eins in der Grundschule. Ich war in der Wirtschaft Zuhause und arbeite nun im höheren Verwaltungsdienst. Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit der Politik.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Keine weiteren Wohnblöcke in Falkensee – vor allem nicht auf dem Feld an der Spandauer Straße.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Fachkräfte kommen nicht nach Falkensee, weil die Wohnkosten zu hoch sind. Wenn wir unsere Wohnungsgesellschaft stärken, können wir Wohnungen für diese Fachkräfte und die Töchter und Söhne der Stadt anbieten.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Ich verspreche, dass ich nach meiner ersten Amtszeit nicht noch einmal antrete. Es sollten sich so viele Personen wie möglich an der Politik beteiligen.“ (Lars Krause)
„Wir müssen intensiv mit dem Land zusammenarbeiten, um etwa die Spandauer Straße und die Falkenhagener Straße schneller ausbauen zu können. Vielleicht können wir einen schnelleren Ausbau verhandeln, wenn wir im Gegenzug Anteile der Planung selbst übernehmen.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Die Menschen in den Kitas, in der Verwaltung und an anderen Orten in der Stadt müssen wieder mehr Wertschätzung erfahren.“ (Lars Krause)
„Wenn ich Bürgermeister werde, werden keine historischen Gebäude mehr verschwinden.“ (Lars Krause)
„Meine Stimme hat in der SVV dafür gesorgt, dass die Stübing-Villa in Falkensee noch steht.“ (Rainer Ganser)
„Manche Beschlüsse der SVV sind so alt, dass schon eine Staubschicht drauf liegt. Man denke nur an das Seekonzept, das auch nach zehn Jahren noch immer nicht fertig ist. Wir brauchen dringend ein Umsetzungsprogramm.“ (Rainer Ganser)
„Das Hallenbad wird sich sicher nicht ganz kostendeckend betreiben lassen. Wäre es nicht bei uns gebaut worden, hätte man es woanders gebaut. Wichtig ist, dass wir so z.B. rechtlich vorgeschriebene Schwimmkurse für unsere Kinder haben.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Das Hallenbad wird uns sehr viel Geld kosten. Wir können es uns leisten. Aber es könnte sein, dass dieses Geld dann für anderes fehlt.“ (Julia Concu)
„Das Hallenbad zeigt deutlich auf, wie Bürgerkommunikation nicht funktioniert. Jetzt ist das Hallenbad aber da. Jeder, der es nun benutzt, bringt Geld ein, dass wir woanders wieder ausgeben können.“ (Lars Krause)
„Ich habe meinen Frieden mit dem Hallenbad geschlossen. Ich habe zwei Kinder, die werden es sicherlich gern benutzen. Ein echter Sündenfall für mich ist die Kegelbahn, das ist Steuerverschwendung. Da wird viel Geld für wenig Nutzer ausgegeben. Ein Indoor-Spielplatz wäre besser gewesen.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Wir werden bald 50.000 Falkenseer sein. Das setzt voraus, dass wir bauen. Wir können große Grundstücke teilen oder lieber im Zentrum bauen, wo es die Infrastruktur schon gibt. Wir wollen ja ein belebtes Zentrum. Es wird sich dann für Händler und Gastronomen lohnen, sich hier anzusiedeln.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Wir können in Falkensee gar nicht so viele Wohnungen bauen, wie nötig wäre, um die Berliner Nachfrage zu befriedigen.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Wir haben in den letzten 15 Jahren nicht viel gebaut. Zurzeit wird wieder sehr viel gebaut, aber das ist endlich. Wir haben nicht mehr sehr viele freie Grundstücke in einer Größe, die große Wohnprojekte möglich macht. Wichtig ist, dass die Infrastruktur mitwächst.“ (Julia Concu)
„Die Bahnhofstraße ist extrem hässlich. Da sind Gebäude entstanden, die nicht meinem ästhetischen Sinn entsprechen. So etwas muss man in Zukunft verhindern.“ (Julia Concu)
„Der Bürger wird viel zu wenig einbezogen. Was will der Bürger? Wir müssen jeden anhören, andere Meinungen zulassen und gemeinsam Entscheidungen treffen.“ (Heike Stumpenhusen)
„Falkensee muss brutal grün werden. Wollen wir die Stadt mit Sichtbeton zubauen oder lieber die schönen, kleinen Häuschen mit Garten erhalten? Wir wollen doch schön wohnen und nicht viel wohnen.“ (Lars Krause)
„Wir brauchen in Falkensee einen Stadtplanungsdirektor, der das auch studiert hat.“ (Rainer Ganser)
„Es muss ja nicht jeder nach Falkensee ziehen. Im nahen Erlenbruch in Schönwalde-Glien sollen auch ganz viele neue Wohnungen entstehen.“ (Rainer Ganser)
„Zum Havelländer Weg: Mit mir gibt es keine Straße für Autos durch den Wald.“ (Lars Krause)
„Investoren kommen, aber wir halten sie ewig hin. Das ist nicht gut für die Wirtschaft.“ (Rainer Ganser)
„Der Ausbau des Havelländer Wegs ist eine Abwägungsentscheidung. Nach dem Stand der Fakten bin ich dafür.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Ich möchte in Falkensee eine Fachhochschule für Erzieher ansiedeln. Ich habe bereits mit verschiedenen Stiftungen gesprochen. Wichtig ist es, dabei auch Wohnraum für Studierende und Lehrkräfte zu schaffen.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Ich wünsche mir für alle Jugendlichen ein weit offen stehendes Jugendzentrum an zentraler Stelle z.B. in der bisherigen Stadtbibliothek.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Wir müssen mehr Veranstaltungen nach Falkensee holen. Für private Anbieter und Vereine könnten wir einen Kulturfond einrichten – für Events, bei denen klar ist, dass sie kommerziell nicht erfolgreich sein werden. Zurzeit zeigt die Stadt immer nur auf, was nicht geht. Ich möchte den Veranstaltern helfen und ihnen die Hand reichen.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Wir müssen die Bürokratie schneller machen.“ (Heike Stumpenhusen)
„Wir haben im Gewerbezentrum Falkensee nicht die Infrastruktur, die wir brauchen. Hier muss schnell die Glasfaser hin. Unternehmen wandern bereits aus Falkensee ab, weil sie sich hier nicht erweitern können.“ (Julia Concu)
„Wir brauchen ein Wirtschaftsförderungskonzept für jede Branche.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Auf dem alten Güterbahnhof könnte sich neues Gewerbe ansiedeln.“ (Dr. Jan Pollmann)
„Ich kenne viele Unternehmer, die gut wirtschaften. Sie verdienen gutes Geld und zahlen auch sehr gern viele Steuern. Falkenseer Unternehmen, denen es schlechter geht, weil sie z.B. unverhältnismäßig an den hohen Energiekosten leiden, sollten Unterstützung finden.“ (Dr. Cornelia Nietsch-Hach)
„Ein Bürgerbudget finde ich gut.“ (Dr. Jan Pollmann)
(Text/Fotos: CS)
Feedback der Bürger:
Wie haben die Falkenseer im Foyer der Falkenseer Stadthalle die erste Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten wahrgenommen?
– Es sollten nur Falkenseer zu Falkenseer Bürgermeisterwahlen zugelassen sein.
– Frau Hach war im Märchenstunden-Modus, Frau Concu angriffslustig und aufgeweckt. Herr Pollmann muss sein Thema noch finden, Rosengärten und Blumengestecke sind als Zukunftsvision für Falkensee zu wenig. Schön, dass die Bürgerinnen und Bürger so viel Auswahl haben!
– Ein jeder kann sich bewerben, der meint, es besser zu können.
– Da soll noch einer sagen, alle Politiker wären austauschbar … Mit diesen sechs Kandidaten wird den Wählerinnen und Wählern in Falkensee wirklich ein breites Spektrum geboten. Allein dafür gebührt den ehrenamtlichen Kandidatinnen und Kandidaten Respekt. Man sollte auch nicht vergessen, dass dort nicht die Spitzenkandidaten einer Kommunalwahl saßen, sondern Bewerber um das Amt eines Hauptverwaltungsbeamten. „Ich stelle mir dies und das für die Zukunft vor“ ist in Bewerbungsgesprächen eine gern verwendete Formulierung. Etwas aus der Luft gegriffen schien mir das Vorhaben der SPD-Kandidatin, eine private Fachhochschule für soziale Berufe in Falkensee anzusiedeln. Erfahrungsgemäß bilden die Träger solcher Einrichtungen für ihren eigenen Bedarf aus, die nur zu einem Bruchteil oder überhaupt nicht in Falkensee verortet sein müssen. In Elstal gibt es so etwas schon und ich habe, wenn ich dort mit dem Hund spazieren gehe, nicht das Gefühl, dass mir studentisches Flair entgegenwehen würde. Kindergärten, Horte, vielleicht sogar eine Grundschule oder eine weiterführende Schule in freier Trägerschaft würden Falkensee für meine Begriffe mehr nutzen.
– Ich fand, Frau Concu hat schon ordentlich gegen die SPD-Kandidatin ausgeteilt, als sie meinte, sie wolle jetzt nicht aus dem Politik-Lehrbuch ablesen und virtuell in 16 Jahren durch die Stadt wandern. Wer dabei war, wird sich an das entsetzte Gesicht von Frau Hach erinnern (war nicht der einzige Seitenhieb).
– Noch nie waren die Kandidaten den Bürgern unbekannter als zur diesjährigen Wahl.
– Nach der Vorstellung in der Stadthalle bin ich von allen Kandidaten wenig begeistert. Ihre Aussagen sind teilweise widersprüchlich und wenig überzeugend. Mich hat niemand wirklich angesprochen geschweige denn überzeugt. Ich gehe davon aus, dass egal, wer das Rennen macht, es keine nennenswerte Veränderung geben wird.
– Viel Gerede, wenig Substanz.
Quelle: Facebook-Seite und Online-Umfrage „Unser Havelland“
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 205 (4/2023).
Der Beitrag Bürgermeisterwahl Falkensee 2023: Wir kandidieren! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).