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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Geplantes Hospiz im Havelland: Rotary Club Havelland-Königswald überreicht 105.500-Euro-Spende!

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Was dem Havelland zurzeit noch fehlt, ist ein stationäres Hospiz. Um es in einer möglichst nahen Zukunft bauen zu können, wurde im Mai 2023 auf Schloss Ribbeck der Verein „Hospiz- und Palliativhilfe Havelland e.V.“ gegründet. Schirmherr ist Landrat Roger Lewandowski. Um das ambitionierte Projekt, das einmal um die vier Millionen Euro kosten wird, mit ordentlich Schwung anzuschieben, überreichte der Rotary Club Havelland-Königswald am 16. Oktober einen großen Spendenscheck. 105.500 Euro erleichtern nun das Fundraising.

Wenn eins sicher ist, dann dies: Das Leben ist endlich. Wenn es einmal um das Sterben geht, hofft jeder, das im Kreise seiner Lieben in den eigenen vier Wänden tun zu können. Doch nicht jedem Menschen ist dies vergönnt. Es kann auch trotz einer intensiven Pflege im eigenen Haus dazu kommen, dass es nötig wird, die letzten Monate, Wochen oder Tage in einem Hospiz zu verbringen. Etwa, weil man alleine lebt und das Ausmaß der palliativen Versorgung im häuslichen Umfeld nicht mehr möglich erscheint.

In einem Hospiz werden die Menschen, die hier „Gäste“ genannt werden, auf beste Weise beim Sterben begleitet. Oft sorgt eine schwere Krankheit wie etwa Krebs dafür, dass es vor allem darum geht, die Schmerzen durch Medikamente zu reduzieren. Aber auch eine menschenwürdige Begleitung ins Sterben ist wichtig. Thilo Spychalski, der heutige Geschäftsführer der Havelland Kliniken, hat bereits drei Hospiz-Gründungen begleitet: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“

Es wird angenommen, dass man auf etwa 200.000 Bewohner in einem Landstrich ein Hospiz benötigt, um den Bedarf sicherzustellen. Landrat Roger Lewandowski: „Im Havelland haben wir 172.000 Einwohner, aber kein einziges stationäres Hospiz. Das möchten wir ändern. Aus diesem Grund habe ich gern die Schirmherrschaft für den neuen Verein ‚Hospiz- und Palliativhilfe Havelland e.V.‘ übernommen.“

Thilo Spychalski ist der erste Vorsitzende im neuen Verein, der elf Gründungsmitglieder hat: „Es gibt im Havelland sehr wohl ambulante Hospizdienste, die eine Sterbebegleitung und eine palliativpflegerische Beratung für schwerstkranke Menschen meist in ihrer häuslichen Umgebung anbieten. Wir möchten aber gern ein stationäres Hospiz errichten. Uns schwebt dafür ein Standort zwischen Nauen und Friesack vor, um eine Erreichbarkeit sowohl aus dem östlichen als auch aus dem westlichen Havelland zu ermöglichen. Fünf Standorte befinden sich gerade in der engeren Prüfung. Wir denken an ein Hospiz mit 14 Gästen, das ist eine Standardgröße, die sich bewährt hat. Die Kosten für so ein neues Hospiz belaufen sich auf etwa vier bis fünf Millionen Euro. Das Hospiz wird eine sinnvolle Ergänzung zur aktuellen Versorgungssituation sein.“

Der Verein rechnet mit Kosten zwischen vier und fünf Millionen Euro, die aufgebracht werden müssen, um das Hospiz zu bauen. Das Geld soll komplett aus Spenden und einem Fundraising gewonnen werden. Thilo Spychalski: „Wenn alles gut geht, könnten wir das neue Hospiz 2027 eröffnen. Aber bis dahin ist noch eine ganze Menge zu tun.“

Beim ersten Schritt half nun der Rotary Club Havelland-Königswald (www.havelland-koenigswald.rotary.de). Er wurde im Frühjahr 2022 von Detlef Schlotzhauer und Matthias Kremer gegründet. Die Mitglieder nutzen ihre Möglichkeiten, um Gelder für soziale Projekte zu sammeln. In diesem Jahr konnten die Rotarier bereits bei einer Oldtimer-Ausfahrt viel Feld für den Spandauer Verein Traglinge e.V. sammeln, der sich um Familien mit Frühgeborenen, schwer und chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in Berlin und Brandenburg kümmert.

Am 16. Oktober haben die beiden Gründungsmitglieder nun einen Scheck über 105.500 Euro an Thilo Spychalski übergeben können. Bei der Übergabe war auch der Schirmherr des Hospiz-Vereins Roger Lewandowski mit dabei.

Matthias Kremer, der als Mitglied des Rotary-Vereins vor Ort war und einmal nicht in seiner Funktion als Marktdirektor der Mittelbrandenburgischen Sparkasse: „Die Hospizarbeit ist ein Thema, das oft übersehen wird. Auch der Tod gehört zum Leben mit dazu. Wir haben gehört, dass es zunächst einmal eine Million Euro braucht, um das Projekt Hospiz in Gang zu bringen. Das war ein Ansporn für uns, wir haben bereits damit begonnen, Spenden zu sammeln. Durch Zufall haben wir eine Großspenderin gewinnen können, die vermögend und kinderlos ist – und die in ihrer aktuellen Lebenssituation selbst nicht mehr die Vorzüge eines Hospizes für sich nutzen kann. Der Betrag, den wir nun in die Hände des Hospiz-Vereins legen können, macht uns sehr stolz.“

Thilo Spychalski zeigte sich hoch erfreut: „Der Bau eines Hospiz wird nicht gefördert. Wir müssen die Gesamtkosten aus eigener Kraft stemmen. Der Förderverein möchte gern eine Million Euro in Form von Spenden sammeln, der Rest der geschätzten vier bis fünf Millionen könnte durch ein Darlehen bedient werden. Dass wir in nur vier Monaten bereits ein Zehntel der anvisierten Summe geschafft haben, ist ein ganz toller Start. Man sagt ja auch: Der erste, der etwas in die Spendenbox wirft, setzt den Standard für die anderen. Die Summe hilft uns sehr dabei, das Fundraising in Gang zu bekommen – und das in einer aktuell schweren wirtschaftlichen Situation.“

Ein Problem für den späteren Betrieb des neuen Hospizes wird es sein, dass ein Hospiz niemals mit einem wirtschaftlichen Plus agieren kann. Thilo Spychalski: „Die Krankenkassen bezahlen immer nur 95 Prozent vom vereinbarten Tagessatz, den dein Gast im Hospiz zu bezahlen hat. Die verbleibenden fünf Prozent muss das Hospiz durch Spendenarbeit selbst erwirtschaften. Wir rechnen damit, dass wir für den laufenden Betrieb unseres Hospiz pro Jahr 100.000 Euro durch zusätzliche Spenden aufbringen müssen. Das gelingt auch durch einen gewissen Anteil an ehrenamtlicher Arbeit, die im Hospiz geleistet wird.“ Thilo Spychalski machte darauf aufmerksam, dass es im laufenden Betrieb deutlich einfacher sei, Spenden zu generieren. So würden die Hinterbliebenen bei einer Beerdigung oft darauf hinweisen, dass anstatt von Blumengaben um eine Spende an das Hospiz gebeten wird.

Und: „Was wir im Hospiz tun, ist sehr vielschichtig. Dabei geht es auch um Seelsorge und um die Betreuung der Angehörigen. Wichtig ist, dass unser Hospiz religions- und weltoffen ist. Jeder soll im Hospiz den Weg finden, den er sucht. Damit das alles gelingt, werden wir auch einen Ethikbeirat installieren.“

Landrat Roger Lewandowski freute sich über den guten finanziellen Start: „Wir bedanken uns bei den Rotariern, 105.500 Euro sind eine tolle Summe. In Thilo Spychalski haben sie aber auch einen echten Überzeugungstäter gefunden. Als er hier in den Havelland Kliniken angefangen hatte, dauerte es nicht lange, bis er bei mir vorstellig wurde und meinte, dass im Havelland noch eine Komponente fehle – ein Hospiz. Wir haben dann zusammen ein Hospiz in Berlin besucht. Es hat mich sehr berührt, wie dort mit den Menschen umgegangen wird. Die Hospizarbeit ist etwas ganz Wichtiges zum Abschluss des Lebens hin. Hier geht es auch um einen ruhigen und würdevollen Übergang. Wir möchten dieses Thema nun auch im Havelland schnell umsetzen.“

Geplant sei es nun, den späteren Standort vom Havelländer Hospiz im ersten Quartal 2024 zu verkünden. Dann sollen auch schon erste Zeichnungen existieren, die zeigen, wie das Hospiz aussehen könnte.

Detlef Schlotzhauer: „Uns war es bei diesem Thema als regionaler Rotary Club sehr wichtig, hier vor Ort zu helfen, zu fördern und zu unterstützen.“

Matthias Kremer: „Wir sind stolz, dass wir dieses tolle Projekt mit unserem Beitrag unterstützen können, sodass die Hilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird. Uns geht es doch allen gut, geben wir gemeinsam etwas davon zurück.“

Thilo Spychalski: „Spätestens zum ersten Spatenstich sehen wir uns wieder.“ (Text: Fotos: CS)

Spendenkonto Förderverein Hospiz- und Palliativpflege Havelland e.V.: IBAN DE62 1605 0000 1000 6617 21, BIC WELADED1PMB
Spendenkonto: Förderverein RC Havelland-Königswald: IBAN DE 80 1605 0000 1000 6393 78.

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 212 (11/2023).

Der Beitrag Geplantes Hospiz im Havelland: Rotary Club Havelland-Königswald überreicht 105.500-Euro-Spende! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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