Jordan Peele war einmal TV-Komiker. Dann sattelte er um – und schrieb und inszenierte den Horrorfilm „Get Out“, der 2017 mit so vielen originellen (und verstörenden) Ideen aufwartete, dass es für den Streifen satte vier Oscar-Nominierungen gab. Für das beste originale Drehbuch konnte Peele den Goldjungen sogar mit nach Hause nehmen. Wichtiger noch: „Get out“ kostete nur 4,5 Millionen Dollar, spielte aber 250 Millionen ein. Das ist ein Gewinnfaktor, der Studiobosse glücklich macht.
Jetzt liegt der Nachfolger vor. „Wir“ heißt er – und das Wort wird den Zuschauern noch ordentlich Angst einjagen. Adelaide Wilson (Lupita Nyong‘o) ist im kalifornischen Küstenstädtchen Santa Cruz aufgewachsen. Als ihre Mutter stirbt, zieht Adelaide mit der Familie in das leerstehende Haus, fühlt sich aber sofort unbehaglich.
Eine alte Erinnerung quält sie. Als kleines Mädchen hatte sie eine mehr als unheimliche Begegnung in einem Spiegelkabinett auf dem lokalen Rummel. Prompt häufen sich merkwürdige Ereignisse. Ihr Ehemann Gabe (Winston Duke) sowie die Kinder Zora (Shahadi Wright Joseph) und Jason (Evan Alex) bekommen davon aber erst etwas mit, als gleich am ersten Abend eine merkwürdige Familie vor der Haustür steht. Ein einziger Blick reicht, um festzustellen, dass die vier keine Fremden sind – sie stehen sich selbst gegenüber. Nur, dass ihre Doppelgänger sich äußerst merkwürdig verhalten und große Scheren in den Händen halten. Schnell entbrennt ein Kampf ums nackte Überleben.
Der 120-Minuten-Film „Wir“ kommt mit einer echt gruseligen Idee um die Ecke. Gegen die eigenen Doppelgänger anzutreten, das birgt mehr Schockelemente in sich als die größte Zombieattacke. Der Streifen lässt sich auch gar nicht lange Zeit, um eine heile Welt aufzubauen – das Grauen lauert gleich in der ersten Viertelstunde auf den Zuschauer. Und geht es erst einmal los, wird auch keine Atempause mehr eingelegt.
Der Höhepunkt des Horrors ist auf jeden Fall der gruselige Doppelgänger von Oscar-Gewinnerin Lupita Nyong‘o („12 Years A Slave“), den sie natürlich selbst spielt. Hier spricht sie mit einer Stimme, als müsste sie jedes Wort mit größter Anstrengung hervorwürgen.
Der Film funktioniert bestens, bis er sich von der Familie löst und ein globaleres Grauen heraufbeschwört. Hier verliert der Film sehr schnell jede innere Logik und lässt den Zuschauer am Ende völlig ratlos zurück. Es ist, als hätte Jordan Peele einen seiner Alpträume in einen Film verwandelt – und sich einen Dreck um die logischen Löcher darin gekümmert. (CS / Bilder: Universal)
Start im Kino: 21. März 2019
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: ab 16 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kP3QLKZb2HM
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 157 (4/2019).
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