Karoline Herfurth, das ist im Kino doch immer die kleine rothaarige und so süß verpeilte Schauspielerin, bei der man als Zuschauer immer Angst bekommt, dass sie gleich hyperventiliert und in Ohnmacht fällt. Siehe „Fack ju Göhte!“ Dass Karoline Herfurth auch als Regisseurin tätig ist, wissen viele Fans gar nicht. 2012 kam „Mittelkleiner Mensch“ von ihr heraus, 2016 dann „SMS für dich“. Nun legt sie mit „Sweethearts“ nach – basierend auf einem Drehbuch von Monika Fäßler.
In „Sweethearts“ lernen wir mitten im Berliner Plattenbau die alleinerziehende Mutter Mel (Hannah Herzsprung) kennen. Sie verspricht ihrer kleinen Tochter ein besseres Leben – und versucht, das mit einem Überfall und einem Diamantendiebstahl zu deichseln. Zu dumm, dass die Polizei viel zu schnell am Tatort ist und Mel eine Geisel nehmen muss. Es ist definitiv die falsche Entscheidung, sich als Geisel ausgerechnet die planlose Franny (Karoline Herfurth) zu greifen, die zu Panikattacken neigt, enge Räume wie den Kofferraum eines Autos nicht abkann und sich stets im falschen Moment in Mels Verhandlungen mit bösen Gangstern einmischt.
„Sweethearts“ ist ein echter Berlin-Film, der in allen Hauptstädtern sofort das rührige Gefühl hervorruft: Jawoll, ditt is meen Kiez, ditt sind meene Kleinstadtganoven, und all der Dreck, ditt is ooch meens.“ Der Film nimmt genau das richtige Tempo auf, um den Zuschauer eine Stunde und 47 Minuten lang bei der Stange zu halten. Es gibt eine Menge Action, schräge Dialoge, unerwartete Wendungen der Geschichte und einen schönen Road Trip durch die Hinterhöfe eines abgewrackten Berlins.
Stark sind auch die Frauenrollen. Neben Mel und Franny ist da noch die knallharte SEK-Leiterin Ingrid von Kaiten (Anneke Kim Sarnau) zu nennen. Ihr Spiel ist zwar grenzwertig überzogen. Aber es macht sooo viel Spaß, ihr beim Pöbeln und Motzen zuzusehen. Die Männer um den Polizisten Harry (Frederick Lau) herum sind da nur nette Staffage, um die Mädels gut aussehen zu lassen. Sehr gut. Das haben sich die Frauen auch verdient.
„Sweethearts“ unterhält von der ersten bis zur letzten Minute. Erst nach dem Verlassen des Kinosaals fällt auf, dass die ganze Handlung arg konstruiert wirkt und es so etwas wie SEK-Leiterin Ingrid gar nicht geben kann. Das größte Problem des Films ist leider Karoline Herfurth selbst. Sie spielt zum x.ten Mal exakt ihre Paraderolle als hysterisch überforderte Außenseiterin. Dass sie von dieser verhuschten Maus aus eine solch krasse Änderung erfährt, wie das im Film thematisiert wird, das nimmt man ihr leider nicht ab. (CS / Bild: Warner Bros. Pictures)
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=DnOkUw6W-o8
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 156 (3/2019).
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