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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Kino-Filmkritik: Der Fall Collini

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Elyas M‘Barek („Fack ju Göhte“) in einem ersthaften Kinofilm – das müssen wir uns ansehen! Regisseur Marco Kreuzpaintner spannt den Publikumsliebling in einem Drama ein, das auf dem fiktiven Buch „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach basiert und das die Frage klärt, warum so wenig Kriegsverbrecher aus Hitlers Zeiten jemals vor ein deutsches Gericht gestellt wurden.

Der Film beginnt eindrucksvoll: Der 70-jährige Italiener Fabrizio Collini (Franco Nero) sucht den deutschen Industriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) auf, erschießt ihn und tritt dem Toten auch noch den Schädel ein. Anschließend lässt er sich verhaften und spricht kein einziges Wort mehr. Als Pflichtverteidiger vor Gericht soll der frischgebackene Anwalt Caspar Leinen (Elyas M‘Barek) für den Angeklagten auftreten. Caspar Leinen hat gleich mehrere Probleme. Eins ist der Staranwalt Professor Richard Mattinger (Heiner Lauterbach), der ihm auf der Gegenseite gegenübersteht. Und dann ist da noch der Fakt, dass ihm der Ermordete nicht unbekannt ist – Hans Meyer hat sich in Caspars Kindheit wie ein Vater um ihn gekümmert. Noch immer hat er Gefühle für dessen Enkeltochter Johanna (Alexandra Maria Lara), die einmal seine erste, große Liebe war. Klar, dass Johanna mehr als entsetzt ist, als Caspar nicht sofort die Verteidigung des Mörders niederlegt.

117 Minuten lang nimmt sich Marco Kreuzpaintner Zeit, um ein spannendes Gerichtsdrama zu inszenieren, das nicht eine einzelne Sekunde langweilt. Das liegt auch an den Schauspielern. Franco Nero („Django“) schaut grimmig wie in seinen alten Spaghettiwestern und zieht zunächst den ganzen Grimm der Zuschauer auf sich, bis nach und nach geklärt wird, warum er so einen großen Hass auf den fast selbstlos auftretenden Hans Meyer hatte. Heiner Lauterbach ist als Staranwalt auch sehr überzeugend. Ihm gelingt es sehr gut zu vermitteln, dass man sich mit ihm besser nicht anlegen sollte.

Elyas M‘Barek schafft es sehr gut, den Anwalt zu verkörpern, der noch völlig grün hinter den Ohren ist und der nicht weiß, ob er vor der Herausforderung schreiend weglaufen oder sich ihr mit aller Kraft stellen sollte. Am Ende ist es sicherlich nicht ganz realistisch, wie es Caspar mit der Hilfe zweier schräger Nebenfiguren gelingt, sich vor Gericht zu behaupten. Das ist aber auch egal – es macht einfach Spaß, an Elyas M‘Bareks Seite im juristischen Dreck zu wühlen, um am Ende die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ans Licht zu bringen. (CS / Bilder: © 2019 Constantin Film Verleih GmbH / Edith Held)

Tipp: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=yBY9n1KSMh8

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).

Der Beitrag Kino-Filmkritik: Der Fall Collini erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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