Was für eine schöne Idee an einem sonnigen Sonntag: Reinhold Ehl lud zu einer ganz besonderen Fahrradtour ein, zu einer „Tour de Schönwalde“. Der Schönwalder, der zum Kreativ-Verein gehört und hier das Theater in der Scheune leitet: „Die Ortsteile von Schönwalde-Glien liegen alle ein Stück weit auseinander und führen ein Eigenleben. In Bayern, wo ich herkomme, nennt man so etwas eine Samtgemeinde. Wir wollen die einzelnen Ortsteile einmal besuchen und sie uns aus der Nähe anschauen. …
… Von den sieben Ortsteilen lassen wir nur Grünefeld aus, da führt kein ordentlicher Fahrradweg hin, das würde keinen Spaß machen.“
Die Tour startete am 19. Mai um 9:30 Uhr in Schönwalde-Glien. Über dreißig interessierte Havelländer ließen sich trotz der frühen Uhrzeit den Spaß nicht nehmen, auf einer etwa 36 Kilometer langen Fahrradtour mit dabei zu sein. Dabei sprach die Idee eines geführten Ausflugs nicht nur die Schönwalder an. Sogar aus Dallgow-Döberitz war ein Pärchen angereist. Und aus Falkensee-Waldheim kam Staatssekretärin Ines Jesse angeradelt.
Auch Schönwaldes Bürgermeister Bodo Oehme war mit seiner Frau Uta Krieg-Oehme mit dabei. Er sagte: „Es ist schön, die Gemeinde einmal vom Fahrrad aus zu sehen. Ich persönlich fahre sehr gern und viel mit dem Rad. Vom 11. bis zum 13. August führen wir auch wieder unsere beliebte Mauerradtour durch, die ganze drei Tage lang dauert und der Geschichte rund um den Mauerbau nachspürt.“
Mehrere Tage dauerte die „Tour de Schönwalde“ nicht. Aber ein paar Stunden waren die Radfahrer (von denen überraschend viele ein E-Bike nutzten) trotzdem unterwegs. Das lag an einem ausgetüftelten Programm.
Reinhold Ehl: „Wir haben uns vor der Gaststätte ‚Schwanenkrug‘ getroffen, in der schon Theodor Fontane eingekehrt ist. Von dort aus ging es über die schön ausgebaute Brandenburgische Straße rüber in den Wansdorfer Weg und am Waldrand entlang bis zur Schleuse des Havelkanals, erbaut 1951. Anschließend wurde die Strecke etwas abenteuerlich. Wir folgten dem Havelkanal über Schotter- und Sandpisten, unterquerten die Eisenbahnlinie und kamen nach etwa anderthalb Kilometern zum Fahrradweg, der direkt nach Pausin führt. In der ‚Waldschule‘ gab es eine erste Pause, dann ging es weiter – über den Anger an der Pausiner Kirche vorbei, die erstmals 1755 urkundlich erwähnt wurde. Wir fuhren dann weiter auf dem Fahrradweg nach Perwenitz, von wo aus es bergab durch eine wunderschöne Allee mit Kisch- und Apfelbäumen direkt bis zur Kirche ging. Das Kirchenschiff wurde übrigens nach den Plänen von Karl-Friedlich Schinkel errichtet. Wir besuchten außerdem in Perwenitz die Kulturmühle. Die Betreiber, Frau Venter und Herr Mößinger, sind zurecht stolz auf ihre Einrichtung. Dann ging es den Berg hinunter bis zu Landesstraße 16, der wir kurz über die BAB nach Paaren folgten, um im ‚Stäge-Haus‘ einen Imbiß einzunehmen. Neben dem Stäge-Haus ist die Nikolaikirche zu sehen. Sie wurde 1886 eingeweiht und die ‚jüngste‘ unter den Kirchen der Großgemeinde. Wir fuhren zurück nach Perwenitz, vorbei am mächtigen Fernsehturm, den wir leider nicht mehr betreten dürfen. Dann führe der Weg über den Radweg zurück nach Pausin und weiter quer durch den Wald nach Wansdorf, das auf eine 700-jährige Geschichte zurückblicken kann. Das ‚Schloß‘ oder ‚Herrenhaus‘ ist allerdings erst zu Beginn des 20.Jahrhunderts erbaut worden. Ein echtes Highlight: Wir durften es besichtigen! Von dort aus ging es zurück über den Fahrradweg nach Schönwalde-Dorf. Die Dorfkirche mit der berühmten Wagner-Orgel ließen wir aber links liegen. Im kreativ-e.V. wurde stattdessen noch einmal Rast eingelegt und Eis genascht. Die letzte Etappe führte wieder zurück zum ‚Schwanenkrug‘.“
Große Unterstützung bekam Reinhold Ehl bei der Vorbereitung von Heike Wieseke. Mit ihr hatte er die Strecke zwei Mal im Vorfeld abgefahren, um vor unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein. Heike Wiesener: „Ich bin in der Siedlung großgeworden und auch mit dem Dorf sehr verbunden. Ich fahre jeden Tag aus mit dem Rad von Schönwalde aus nach Spandau zum Rathaus, wo ich arbeite. 6.500 Kilometer kommen da bei mir im Jahr zusammen.“
Ein weiterer Schönwalder, der bei der Tour mit dabei war – Sven Wagner von Wagner‘s Spanferkelbraterei und Partyservice: „Ich bin bei der Tour de Schönwalde mit dabei, weil ich mich zusammen mit meinem Freund Reinhold an der Luft bewegen möchte. Ich bin in Schönwalde-Glien groß geworden, ich kenne alle Ortsteile. Ich freue mich nun aber darauf, sie vom Fahrrad aus zu erkunden. Ich fahre sonst immer mit dem Motorrad durch die Ortsteile, da hat man nicht so die Muße, innezuhalten und sich alles in Ruhe anzuschauen.“
Reinhold Ehl ist mit seiner ersten geführten Radtour sehr zufrieden: „Es ist doch so: Nicht alle Schönwalder kennen alle ihre Ortsteile. Da ist so eine Radtour eine schöne Möglichkeit, sie alle einmal zu besuchen und kennenzulernen. Wer weiß denn schon, dass Perwenitz etwa der kleinste und auch älteste Ortsteil unserer Gemeinde ist? Ich denke, wir haben alle auf der Fahrradtour etwas gelernt. Und dabei haben wir die Umwelt nicht mit Abgasen belästigt und außerdem etwas für unsere eigene Gesundheit getan.“
Aber: Nicht alle Etappen der Radtour folgten einer zweirädrigen Idylle. Reinhold Ehl: „Den Zustand des Radweges zwischen der Schleuse und Pausin kannte ich nicht, ich fahre sonst immer die L16 entlang. Der Fahrradweg ist in einem katastrophalen Zustand. Zum Glück hatte es vorher geregnet, so mussten wir uns nicht mit den Rädern durch eine staubige Sandpiste kämpfen.“
Ob es zu einer Wiederholung der Radtour kommt? Mit Sicherheit. Reinhold Ehl: „Wir wollen mit der ‚Tour de Schönwalde‘ gern in Serien gehen. Wir überlegen nur, ob wir die Tour wieder im Mai durchführen oder ob ein anderer Termin besser wäre. Sehr schön wäre die Baumblüte im April, aber wer kann da schon für das Wetter garantieren. Eine Fahrradtour im Herbst wäre auch etwas Tolles.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 159 (6/2019).
Der Beitrag Auf der „Tour de Schönwalde“: Mit Reinhold Ehl die Ortsteile erkunden! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.