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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Xavier wütet im Havelland – ein Fazit nach dem Orkan

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Viele Havelländer hatten die Warnungen vor dem nahenden Orkan Xavier nicht ernstgenommen – und waren mehr als überrascht über den plötzlich aufziehenden Sturm. Xavier zog in kürzester Zeit über das Land hinweg und hinterließ eine Schneise der Verwüstung.

Landrat Roger Lewandowski: „Das Orkantief Xavier hat sichtliche Spuren im Havelland hinterlassen. Unzählige entwurzelte Bäume, aufgerissene Fahrbahnen, abgedeckte Dächer und viele weitere Schäden zeigen, welche Naturkräfte hier gewirkt haben müssen.“

Am 5. Oktober ging es gegen 16 Uhr los. Bis um 9:15 Uhr am Folgetag wurden in der Regionalleitstelle Nord-West für den Landkreis Havelland bis zu 300 Einsätze gemeldet. Mehrere hundert Einsatzkräfte aus Feuerwehr, Rettungsdienst und Katas­trophenschutz waren noch in der Nacht unterwegs, um die Straßen wieder passierbar zu machen: Stellenweise machten es gleich mehrere auf die gleichen Straßen gestürzte Bäume unmöglich, mit dem Auto von einem Ort zum anderen zu gelangen. Vor allem Rathenow, Nauen, Brieselang und Falkensee waren betroffen. Lothar Schneider, Kreisbrandmeister: „Das Ausmaß der Zerstörungen im gesamten Landkreis war enorm.“

Daniel Brose, Stadtbrandmeister von Falkensee, zieht wie folgt Bilanz: „Das Sturmtief Xavier hat Donnerstagnachmittag mit starken Orkanböen auch das Stadtgebiet Falkensee erfasst und Schäden an Bäumen und Gebäuden angerichtet. Dabei wurden durch die hohe Windlast zahlreiche Bäume entwurzelt bzw. Äste und Baumkronen abgeknickt, stürzten dabei auf Straßen, Gebäude und Autos und verursachten Schäden an Gebäuden. Um 16:01 Uhr wurde erstmals die Feuerwehr Falkensee zu einem Unwettereinsatz alarmiert. Aufgrund der zahlreichen Einsätze wurde durch den Stadtbrandmeister um 16:20 Uhr die feste Besetzung aller Einsatzmittel angeordnet und die Freiwillige Feuerwehr in den sogenannten Ausnahmezustand ‚Unwetterlage‘ versetzt. Bis drei Uhr in der Nacht zum 6. Oktober wurden insgesamt 120 Feuerwehreinsätze im Stadtgebiet bearbeitet. Um 3:30 Uhr konnten die Kameraden von der Wache entlassen werden.“ Dabei ging es der Feuerwehr zunächst nur um die Beseitigung der Schäden auf öffentlichem Gelände. Denn: Sturmschäden auf privaten Grundstücken, von denen keine Gefahr ausgeht, sind keine Einsätze für die Feuerwehr.

Das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg warnte nach dem Sturm vor dem Betreten der Wälder. Dr. Jens-Uwe Schade: „Der Herbststurm Xavier hat nach Mitteilung des Brandenburger Forstministeriums für zum Teil chaotische Zustände in den Wäldern gesorgt. Überall wurden ganze Bäume umgeworfen oder Äste sind von den Kronen gebrochen. Der Boden ist vom vielen Niederschlag aufgeweicht und es muss damit gerechnet werden, dass weiterhin Bäume umstürzen und abgebrochene Äste von den Bäumen fallen. Auf das Betreten des Waldes sollte in den nächsten Tagen verzichtet werden. Die Forstleute sind nur noch mit Schutzhelm im Wald unterwegs und die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren. In den Revieren des Landesforsts werden die Gefahrenstellen gesichert und so schnell wie möglich beseitigt. Das gilt vor allem an Straßen, Eisenbahnstrecken und öffentlichen Wegen sowie in der Nähe von Siedlungen. In einem zweiten Schritt werden auch kleinere Waldwege beräumt und auch Wildschutzzäune repariert, die durch umgestürzte Bäume beschädigt wurden.“

Wichtig: Da 60 Prozent des Waldes in Brandenburg Privateigentum ist, liegt die Verantwortung der Verkehrssicherung und der Sicherung beim jeweiligen Waldbesitzer. Im Rahmen ihrer forstbehördlichen Aufgaben sichten die Revierförster des Landesbetriebes Forst die Schäden und informieren bei Bedarf Waldbesitzer, die vielfach nicht am Ort wohnen. Kommt ein Waldbesitzer der Verpflichtung nicht nach, kann auch eine behördliche Ersatzmaßnahme bei Gefahr im Verzug angeordnet werden.

Sturmschäden beschäftigen die Waldbesitzer seit Jahren. 2015 wurde der wirtschaftliche Schaden mit 216.170 Kubikmetern beziffert, 2016 waren es nur 27.638 Kubikmeter. Dr. Jens-Uwe Schade vom Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg zum aktuellen Status: „Die Schadmenge für den Gesamtwald im Land Brandenburg beträgt schätzungsweise eine Million Festmeter, das entspricht 1,5 bis 2 Millionen Bäumen. In einem normalen Wirtschaftsjahr werden in den 1,1 Millionen Hektar Wald Brandenburgs zirka 4,5 Millionen Festmeter geerntet. Somit wurde durch den Sturm fast ein Viertel der Jahreseinschlagsmenge umgeworfen. Diese Holzmenge hat einen durchschnittlichen Wert von zirka 48 Millionen Euro. Das Aufarbeiten des Holzes ist schwierig und gefährlich, da umgeworfene Bäume häufig unter Spannung stehen und herabfallende Äste die Waldarbeiter gefährden. Trotzdem muss das Holz schnell aufgearbeitet und an die Holzindustrie geliefert werden.“

Auch in Falkensee sind die Aufräumarbeiten nach Xavier noch lange nicht abgeschlossen. Yvonne Zychla meldet aus dem Rathaus: „Es wird eingeschätzt, dass die Beräumung öffentlicher Flächen im Stadtgebiet noch mehrere Wochen andauern wird. Noch immer müssen Bäume gefällt oder Äste abgesägt werden, deren Standfestigkeit nicht mehr gegeben ist. Hier unterstützen die Kameraden der Feuerwehr Falkensee und verschiedene Baumdienstfirmen die Verwaltung. Das Team der städtischen Grünpflege mit Unterstützung der Firma Ruwe ist täglich mit den Aufräumarbeiten im Stadtgebiet beschäftigt. Die Mitarbeiterinnen des Fachbereichs Grünflächen nehmen noch immer weitere Meldungen auf und arbeiten alle bislang eingegangenen Meldungen nach entsprechender Priorität ab.“

Wie sieht es nun aber mit privaten Schäden aus?

Anne Weishäutel von der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe sagt: „Bei uns sind natürlich sehr viele Schadensmeldungen nach dem Sturm reingekommen. Bäume wurden im Garten entwurzelt, Straßenbäume sind auf Zäune und Carpots gefallen, Dachziegel sind durch die Luft geflogen, Autos wurden beschädigt. Jetzt haben die Menschen Angst, ob die Versicherung das bezahlt. Wohngebäude sind in der Regel gegen Sturm versichert, der ab Windstärke 8 gilt. Xavier hatte eine Windstärke von 11 bis 12. Stürzt ein Baum auf ein Auto, so ist hierfür die Teilkaskoversicherung der KfZ-Versicherung zuständig – in der Regel mit einer vereinbarten Selbstbeteiligung. Verletzte Personen wurden uns zum Glück nicht gemeldet, ansonsten würde hier eine Personenversicherung wie z.B. die Unfallversicherung einspringen.“ (Fotos / Text: CS)

Der Beitrag Xavier wütet im Havelland – ein Fazit nach dem Orkan erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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