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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Insektensommer: Jeder kann beim Insektenzählen mitmachen!

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33.000 Insektenarten gibt es allein in Deutschland. Die meisten Menschen nehmen die krabbelnden, summenden und wuselnden Ameisen, Käfer, Wanzen, Fliegen, Bienen, Schmetterlinge und Nachtfalter gar nicht bewusst wahr. Sie können demnach eine Maulwurfsgrille nicht von einem Schröter unterscheiden und einen Bläuling nicht von einem Ölkäfer.

Wer aber wenigstens den Marienkäfer kennt, der wird nun dringend gebraucht – als wachsames Auge. Denn angesichts der Tatsache, dass immer mehr Insekten verschwinden, sind aussagekräftige Zahlen vonnöten. Aus diesem Grund rufen der NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.), der LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.) und die Online-Plattform naturgucker.de in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Folge zum sogenannten „Insektensommer“ (www.insektensommer.de) auf.

Im Zuge des „Insektensommers“ sind Naturfreunde aus ganz Deutschland dazu aufgerufen, sich für eine Stunde in den Garten, in den Wald oder auf die Wiese zu setzen, um herauszufinden, welche Insekten sich in einem Umkreis von zehn Metern wohl finden lassen.

Der erste Beobachtungszeitraum ist gerade abgelaufen, er ging vom 29. Mai bis zum 7. Juni. Der zweite Beobachtungszeitraum, der jahreszeitlich bedingt wieder andere Arten in den Fokus stellt, reicht vom 31. Juli bis zum 9. August.

Niemand muss ein ausgewiesener Insektenexperte sein, um beim „Insektensommer“ mitmachen zu dürfen. Im Online-Meldeformular und auch in der kostenlosen App „Insektenwelt“ vom Nabu sind bereits viele Insekten mit Bild vorgegeben, die sich bei einer Sichtung so schnell bestimmen und anklicken oder antippen lassen. Wichtig ist den Machern dabei nur, dass nicht nur die Arten gemeldet werden, sondern auch die Anzahl der vor Ort aufgespürten Individuen. Wobei man sich fragen muss: Wie meldet man einen Haufen Waldameisen? Mit der Zahl „eine Million“?

Zu den Kernarten, die im ersten Aktionszeitraum 2020 besonders im Fokus des Interesses standen, gehörten übrigens das Tagpfauenauge, der Admiral, die Steinhummel, die Hainschwebfliege, die Gemeine Blutzikade, die Gemeine Florfliege und die Lederwanze.

Zum „Insektensommer“ gehört in diesem Jahr auch eine besondere „Entdeckungsfrage 2020“. Sie beschäftigt sich mit dem Marienkäfer. Der knallrote Käfer im Design eines VW Käfers ist ein willkommener Gast in jedem Garten, weil sowohl der Käfer als auch seine Larven emsig Jagd auf Blattläuse machen, die in großen Mengen vertilgt werden. 70 verschiedene Marienkäferarten gibt es in Deutschland.

Am häufigsten ist dabei der einheimische Siebenpunkt-Marienkäfer zu finden, der sich mit sieben zählbaren schwarzen Punkten auf den beiden roten Flügeldecken leicht bestimmen lässt.

Er bekommt leider zunehmend Konkurrenz vom Asiatischen Marienkäfer. Der wurde vor knapp zwanzig Jahren über Asien und die USA nach Deutschland eingeschleppt, vermehrt sich hier sehr schnell und verdrängt als invasive Art, die in unserem Ökosystem nichts zu suchen hat, zunehmend den einheimischen Marienkäfer.

Um den Fortschritt dieser unerwünschten Verdrängung in Zahlen fassen zu können, lautet die zentrale Frage des „Insektensommers“: Wie viele Siebenpunkt-Marienkäfer kommen den Zählern vor die Lupe – und wie viele asiatische? Die Invasoren haben übrigens mehr Punkte auf dem Buckel und können aufgrund eines klar sichtbaren „W“-Buchstaben auf dem Kopfschild leicht indentifiziert werden.

Erste Auswertung des „Insektensommers“ steht fest

Die erhobenen Zahlen des „Insektensommers“ lassen sich jederzeit online ablesen. Da der erste Beobachtungszeitraum bereits abgeschlossen ist, kann bereits eine erste Zwischenbilanz gezogen werden.

So kam es, um der „Entdeckungsfrage 2020“ zu folgen, zu 1.797 Sichtungen des Asiatischen Marienkäfers, während der Siebenpunkt-Marienkäfer nur 1.294 Mal entdeckt werden konnte. Daraus kann man bereits schlussfolgern, dass der Einwanderer die einheimische Marienkäfer-Art bereits deutschlandweit übertrumpft hat, was die Stärke der Population anbelangt. Der Siebenpunkt-Marienkäfer steht deswegen zwar noch nicht auf der roten Liste der bedrohten Arten. Aber das Verhältnis der beiden Arten sollte weiterhin im Auge behalten werden.

Der „Gewinner“ der ersten Zählperiode ist ganz klar die Steinhummel mit 2.313 Sichtungen. Auch die Hainschwebefliege ist mit 2.126 Sichtungen sehr häufig anzutreffen. Ackerhummel (984 Sichtungen) und Lederwanze (983) sind ebenfalls häufig aufgespürte Bewohner unserer Nachbarschaft. Auffällig ist, dass die eigentlich allgegenwärtige Feuerwanze erst auf Platz 11 der Bestandsliste auftaucht.

Aber es gibt auch sehr positive Signale. Die wunderschöne Blaue Holzbiene wandert zunehmend aus dem Süden nach Deutschland ein und wurde bereits 466 Mal gesichtet. Das gilt auch für das wie ein Kolibri in der Luft schwebende Taubenschwänzchen, das 104 Mal erfasst wurde.

Auffallend ist, dass der größte einheimische Käfer, der sehr seltene Hirschkäfer, immerhin 67 Mal gemeldet wurde, während der doch eigentlich deutlich häufigere Maikäfer nur 61 Mal Eingang in die Zählung fand. (Text/Fotos: CS / Foto Hirschkäfer: Timo Kaczmarek)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 172 (7/2020).

Der Beitrag Insektensommer: Jeder kann beim Insektenzählen mitmachen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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