Es gibt Kinder, die tauschen Fernseher, Handy und Spielekonsole nur allzu gern ein – gegen spannende Wissensabenteuer in der freien Natur. Daniela Erler aus Falkensee begleitet so etwa ihre Natur-Ranger auf Exkursionen in der Döberitzer Heide. Die Ranger haben gerade ihr Hauptquartier in der Heide neu renoviert. Und einen Geldpreis der Falkenseer Lions genutzt, um eine Kamera anzuschaffen und einen halbstündigen Naturfilm zu drehen.
Immer am Samstag ist Daniela Erler mit vielen Kindern zwischen vier und zwölf Jahren in der Natur unterwegs, um den nie versiegenden Wissensdurst der „Sielmanns Natur-Ranger“ vom „Team Döberitzer Heide“ (www.natur-ranger.de) zu stillen.
Über 20 Kinder gehören zum Kernteam der lokalen Natur-Ranger, die sich altersgerecht in die beiden Gruppen „Frechdachse“ und „Wiesel“ aufteilen.
Daniela Erler: „Auf dem Pachtgelände der Familie Querhammer mitten in der Döberitzer Heide haben wir nun endlich wieder unser Quartier beziehen können. Es handelt sich dabei um ein altes freistehendes Haus mitten auf dem ehemaligen Schaugehege, das bestimmt noch älter ist als die DDR. Das Haus war damals voller Krempel, da mussten wir ganz schön anpacken, um den ganzen Unrat zu entsorgen. Dann gab es bedingt durch einen Frostschaden ein Problem mit der Wasserleitung – das Wasser floss nicht mehr ab. Mitten in der Corona-Zeit haben wir nun gemeinsam das Haus auf Vordermann gebracht, einen großen Durchbruch geschaffen und statt einer normalen Toilette ein Kompostklo gebaut. Jetzt fühlen wir uns wohl vor Ort und haben uns ein echtes Hauptquartier geschaffen.“
Hier können die Natur-Ranger ihre Materialien unterstellen, bei schlechtem Wetter verschnaufen, eine Feuerstelle im Freien nutzen oder verschiedene Projekte realisieren. So haben die Kinder in diesem Jahr eigene Insektenhotels gebaut, Trinktassen aus Ton geformt und gebrannt oder Kürbisse zu Halloween in gruselige Formen geschnitzt.
Die Falkenseer Gruppe der Lions hat den Natur-Rangern im Juli 21 überraschend den Jugendförderpreis des Vereins zugesprochen. Das waren immerhin 2.000 Euro. Daniela Erler: „Von dem Geld haben wir vier Spektive mit Stativ für Tierbeobachtungen, eine gute Kamera mit einer sehr großen Speicherkarte und einen Satz mit fünf Mikroskopen anschaffen können.“
Schnell kamen die Kinder auf die Idee, mit der Kamera einen Film über die Tiere in der Döberitzer Heide zu drehen. Bei der Idee ist es nicht geblieben. Der Film wurde in monatelanger Arbeit tatsächlich realisiert.
Daniela Erler: „Wir haben zu vielen Tieren von der Ameise bis hin zum Wisent kleine Filme gedreht, zu denen die Kinder informative Texte eingesprochen haben. Den Film ‚Natur in der Döberitzer Heide‘ haben wir anschließend zusammengeschnitten, er ist 35 Minuten und 35 Sekunden lang, 80 Gigabyte groß und kann inzwischen auch bei YouTube gesehen werden. Die Kinder waren so begeistert von der Filmarbeit, dass sie 2022 noch einen weiteren Film über die Natur in der Stadt drehen möchten.“
Zum Abschluss des Forscherjahres 2021 hatten die jungen Forscher ihre Eltern sowie viele Symphatisanten und Unterstützer der Natur-Ranger in ihr Hauptquartier eingeladen, um ihnen den selbst gedrehten Film im Rahmen einer Outdoor-Premieren-Vorführung zu zeigen.
Bei Schneeregen und Bibber-Temperaturen staksten deswegen die Erwachsenen am 27. November von Karls Erlebnis-Dorf aus durch die Natur und den von den Kindern so genannten „Rotkäppchenwald“, um bei der Jahresabschlussfeier mit dabei zu sein. Am Ende freuten sich an die 50 Personen darauf, den Naturfilm zu sehen.
Der ist in der Tat sehr professionell gemacht. Die Kinder haben zahlreiche interessante Tiere vor die Kamera bekommen. Im Film stellen sie die Urzeitkrebse aus der Döberitzer Heide ebenso vor wie Wildbienen, Insekten im Totholz oder seltene Vögel wie den Steinschnetzer. Daniela Erler: „Den Steinschnetzer haben wir mit dem Handy durch das Fernglas eines Ornithologen gefilmt, der uns den Vogel gezeigt hat. Dessen Spektiv fanden wir alle toll. Aus diesem Grund haben wir ja auch ein Teil des Geldes von den Lions genutzt, um uns selbst vier Spektive zu kaufen. Sie sind uns bei unseren Exkursionen in der Döberitzer Heide inzwischen eine tolle Hilfe.“
Anna Kollenberg war als Präsidentin für die Falkenseer Lions (www.lions-falkensee.de) bei der Jahresendveranstaltung mit dabei: „Wir freuen uns, dass die 2.000 Euro von den Lions so toll genutzt wurden. Wir werden das Geld des Förderpreises ‚Falkenseer Löwe‘ auch im neuen Jahr wieder für ein Jugendprojekt ausloben. Hier können sich Kinder und Jugendliche ganz niederschwellig selbst für das Geld bewerben.“
Daniela Erler freut sich jedenfalls über die Finanzspritze, die den Jugendforschern nun viele neue Möglichkeiten eröffnet: „Auch die Mikroskope kommen bei den Kindern sehr gut an. Sie haben sofort alles mikroskopiert, was ihnen unter die Finger gekommen ist – und dabei schnell erfahren, dass es kleinste Tiere gibt, die mal sechs und mal acht Beine haben.“
Die Kinder zahlen – vor allem für die Versicherung – 15 Euro im Jahr, um bei den Natur-Rangern mitmachen zu können. Was ist aber die Motivation für Daniela Erler, die sich ehrenamtlich engagiert und auch ihren Mann Bodo immer wieder mit einspannt? Sie sagt: „Wenn die Kinder die Natur in all ihren Facetten kennenlernen, dann denke ich, dass sie diese auch in ihrem eigenen Alltag beschützen möchten. Das zu vermitteln finde ich sehr wichtig.“ (Text/Fotos: CS)
Der Link zum Video ist: https://youtu.be/xIsfSTnGztA.
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 190 (1/2022).
Der Beitrag In der Döberitzer Heide: Die Natur-Ranger haben einen eigenen Film gedreht! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).