Katja Ganszczyk und Kathrin Großmann sind die beiden guten Seelen von Falkensee. Vor zwei Jahren haben sie gemeinsam das Netzwerk „Falkensee hilft“ gegründet – und organisieren seitdem vor allem über Facebook Hilfe für Menschen aus der Region in Not. Die neueste Aktion: Für die Bewohner des ASB Seniorenheims werden zurzeit selbstgemalte Weihnachtskarten gesammelt.
Katja Ganszczyk (43) arbeitet in der Nachtschicht als Gabelstaplerfahrerin, Kathrin Großmann (52) ist Tagesmutter. Die beiden Falkenseerinnen haben sich im Juli 2019 erstmals so richtig in Sachen Nächstenliebe engagiert.
Katja Ganszczyk: „Zu der Zeit gab es einen großen Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern, im Ort Lübtheen war das. Da war die Feuerwehr mit 2.000 Einsatzkräften im Dauereinsatz und wir haben spontan Getränke, Hygieneartikel und Lebensmittel im Wert von 1.500 Euro angeschafft. Unsere Falkenseer Feuerwehr hat uns beim Transport der Spenden unterstützt. Das waren fünf Einkaufswagen voll.“
Kathrin Großmann: „Zeitgleich entstand unsere Facebook-Gruppe ‚Falkensee hilft‘. Hier konnten wir die spontane Hilfe der Havelländer viel besser organisieren und lenken. Diese Gruppe gibt es immer noch, sie ist inzwischen über 1.500 Mitglieder stark. Mit jeder neuen Hilfsaktion kommen immer wieder weitere Menschen hinzu. Unser Netzwerk wächst also noch.“
„Falkensee hilft“ suchte sich weitere Ziele. Als es zu einem Hausbrand in Falkensee und in Dallgow-Döberitz kam, organisierte das Netzwerk schnell und unbürokratisch Kleidung, Möbel und andere Dinge, die von den Familien, die alles verloren hatten, benötigt wurden.
Nicht immer gingen die Hilfsaktionen konkret von Katja Ganszczyk und Kathrin Großmann aus. Immer mehr hilfsbereite Menschen nutzten den Facebook-Auftritt. Etwa, um Pakete mit Spenden für ein Frauenhaus, für Obdachlose oder für die Bahnhofsmission zu schnüren. Mal wurde ein gebrauchter Fernseher für einen bedürftigen Rentner gesucht, dann war ein Anwalt gefragt, weiter ging es mit dringend benötigter Kinderkleidung im Namen einer Pflegemutter. Das Team organisierte Fahrten zum Arzt, spendierte eine Weihnachtsgans für eine bedürftige Familie und sorgte ganz nebenbei dafür, dass von Bürgern gefundene Handys und Schlüssel wieder in die richtigen Hände kamen.
Woher kommt dieses ausgeprägte „Helfersyndrom“? Katja Ganszczyk: „Kathrin und ich, wir waren schon immer so. War jemand in Not, haben wir stets gern und schnell geholfen. Ich denke immer daran, dass auch ich jederzeit in eine verzweifelte Notlage geraten könnte. Dann finde ich es tröstlich zu wissen, dass es da Menschen gibt, die mir helfen würden. Inzwischen ist unser Netzwerk so groß, dass nicht immer die gleichen Leute zur Tat schreiten müssen. Es findet sich aber eigentlich immer jemand, der gerade helfen kann.“
Das fällt auf. Nicht nur den Falkenseern und der Facebook-Gemeinde, sondern auch dem Landkreis Havelland. Zum Tag des Ehrenamts im Dezember ’21 gab es aus diesem Grund eine schriftliche Anerkennung von Landrat Roger Lewandowski.
Katja Ganszczyk: „Uns fällt immer wieder auf, dass sich die Menschen, die in Not geraten, nie selbst trauen, um Hilfe zu bitten. Oft sind es Freunde, die einen Hilfeaufruf formulieren. So war es auch bei einer Falkenseer Frau, die kurz nacheinander ihre beiden Söhne verloren hatte. Hier haben wir dabei geholfen, Geld für die Beerdigung aufzubringen. Zurzeit helfen wir wieder einer Familie aus Falkensee, die nach einem Hausbrand alles verloren hat und dringend auf Unterstützung angewiesen ist. Oft dauert es ja auch sehr lange, bis die Versicherungen anspringen und etwas bezahlen.“
Kathrin Großmann: „Nicht jeder aus unserem Hilfe-Netzwerk kann sich aktiv selbst mit einbringen. Das ist auch gar nicht schlimm. Wir haben einige Menschen bei ‚Falkensee hilft‘, die lieber Geld spenden. Auch das ist wichtig, damit wir tätig werden können. Für diese Spenden haben wir extra ein PayPal-Konto eingerichtet.“
Katja Ganszczyk: „Wir haben inzwischen eine regelrechte Hilfe-Logistik aufgebaut. Jürgen Vogel fährt für uns herum und sammelt die Sachspenden ein. Ansonsten wissen wir eigentlich immer, wen wir ansprechen müssen, um etwa an einen Transporter oder an andere Hilfsmittel zu gelangen.“
Weihnachtsgrüße für Senioren!
Im Winter 2020 gab es über Weihnachten einen großen Lockdown mit starken Kontaktbeschränkungen.
Katja Ganszczyk: „Uns haben die vielen Senioren in den Heimen leid getan, die nun keinen Besuch ihrer Liebsten mehr empfangen konnten. Wir werden alle einmal alt, das könnte uns alle treffen. Wir haben deswegen spontan Kitas, Schulklassen und Familien darum gebeten, Bilder zu malen und Weihnachtskarten zu beschriften, die wir an die Senioren ausgegeben haben, um ihnen eine Freude zu machen. Wir waren mehr als überrascht davon, wie viele Weihnachtsgrüße wir bekommen haben.“
Kathrin Großmann: „Es waren bestimmt über 500 Briefe und mehr als 300 selbstgebastelte Präsente. Wir haben das in drei Pflegeheime gebracht; da floss schon das eine oder andere Tränchen der Rührung. Und weil wir noch so viele Briefe übrig hatten, haben wir sie auch noch zur Polizei, zur Feuerwehr und zu den Sanitätern gebracht.“ Katja Ganszczyk: „Damit haben wir den Senioren gezeigt, dass wir an sie denken und dass sie wegen Corona nicht aufgeben sollen.“
Da die Kartenaktion im vorvergangenen Winter so gut gelaufen ist, wurde sie zum Jahreswechsel 21/22 noch einmal wiederholt. Von Mitte November an konnten die Havelländer ihre Weihnachtspost an Kathrin oder Katja senden. Sammelboxen waren u.a. in der Neulandfleischerei und bei Dufte Blume aufgestellt.
Katja Ganszczyk: „Wir haben wieder tütenweise Weihnachtspost bekommen. Hinzu kamen 300 Kalender von der Sielmann Stiftung und ein ganzer Karton mit Skat-Karten. Die Kita Mäusenest aus Zeestow hat für uns ganz viele Bilder gemalt. Mit diesen ganzen Gaben werden wir dem ASB Pflegeheim in Falkensee eine Weihnachtsfreude bereiten. Zu diesem Pflegeheim haben wir eine besondere Beziehung, seitdem wir dort vor einem Jahr ein spontanes Konzert mit Michael Kelly, Axel Zabel und DJ Andy organisiert hatten.“ (Text/Fotos: CS)
Link zu Falkensee hilft: https://www.facebook.com/groups/270806427119620
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 190 (1/2022).
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