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Channel: Seite 1710 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Nauen: Fahrradversteigerung!

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Was passiert eigentlich, wenn jemand ein Fahrrad im Graben findet, das scheinbar niemandem gehört? In Nauen werden solche Fundgegenstände vom Fachbereich „Ordnung und Sicherheit“ entgegengenommen und gesammelt – und dann, sobald es sich lohnt und sich die wahren Besitzer nicht im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen Fristen finden, öffentlich versteigert.

Am 22. August war es in Nauen wieder einmal so weit: Über 40 Bürger ließen sich das im Rathausinnenhof inszenierte Spektakel nicht entgehen und hofften auf ein echtes Schnäppchen.

Manuel Meger, Bürgermeister von Nauen: „Im vergangenen Jahr gab es leider keine Versteigerung. In diesem Jahr haben wir wieder eine anberaumt, um etwa zwanzig Rädern, einem Fahrradanhänger, zwei nicht mehr funktionsfähigen Mopeds zum Ausschlachten, einem Skateboard und diversen Werkzeugen zu neuen Besitzern zu verhelfen. Das Geld, das dabei eingenommen wurde, landet in der Stadtkasse. Ich freue mich, dass unsere Bürger so ehrlich sind und all diese Fundstücke auch wirklich beim Ordnungsamt abgegeben haben.“

Viele der Fahrräder, die unter den virtuellen Hammer kommen, haben keine Kette, keine funktionierenden Bremsen und auch keine Lichter mehr, dafür aber jede Menge Rost und Beulen. Im Fachjargon werden diese Räder dann speziell für „Bastler“ angeboten. Hier starten die Gebote bei gerade einmal zwei oder fünf Euro. Reichtümer sind demnach für die Stadtkasse nicht zu erwarten. Aber natürlich ist dieses Prozedere immer noch lukrativer – und für die Teilnehmer auch spannender -, als wenn die Räder gleich beim Schrotthändler landen.

In der Stadt Falkensee gab es in der Vergangenheit ebenfalls Fahrradversteigerungen, alleine 2012 kamen über 250 Drahtesel unter den Hammer. Inzwischen hat man die Versteigerungen eingestellt – die bis zu 200 Fundräder im Jahr werden direkt der lokalen Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt.

Auch in Brieselang setzt man auf eine Versteigerung der Fundsachen. Im Bürgerbüro der Gemeinde wurden schon die verrücktesten Fundstücke abgegeben, darunter Rollatoren, Handys, Brillen, ein Kaschmirpullover und einmal sogar eine dreistellige Summe Geld.

Patrik Rachner: „Geldbörsen und Schlüssel gehen immer wieder verloren, das kennt fast jeder. Für Betroffene ist dies zumeist sehr ärgerlich, schließlich ist das auch mit Folgekosten verbunden. Ausweise müssen neu ausgestellt, Schlüssel neu angefertigt oder Kreditkarten gesperrt und neu beantragt werden. Wer Glück hat, kann darauf verzichten, weil ehrliche Finder die Utensilien beim Fundbüro der Gemeinde abgegeben haben.“

Wer auf seinen Wegen durch das Havelland einen Schlüssel, ein Handy oder eine Geldbörse findet, darf sich diesen Besitz nicht einfach einverleiben. Tatsächlich greifen hier die Paragrafen 965 bis 984 aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), die mit Begrifflichkeiten wie „Anzeigepflicht des Finders“, „Verwahrungspflicht“, „Finderlohn“, „Eigentumserwerb des Finders“ oder „Rechte des Finders nach Ablieferung“ jonglieren.

Patrik Rachner: „Sobald die Verwaltung die Fundsachen per öffentlicher Bekanntmachung verkündet, muss der Eigentümer innerhalb von sechs Wochen reagieren und die Rechte im Fundbüro geltend machen. Es wird darauf hingewiesen, dass das Eigentum an den Fundsachen nach Paragraf 976 BGB, falls der Eigentümer sich nicht meldet, bei Ablauf von sechs Monaten nach Anzeige des Fundes beim Fundbüro oder der Polizei auf den Finder oder – bei Verzicht auf jegliche Fundrechte – auf die Gemeinde des Fundortes übergeht.“

Bedeutet: Meldet sich kein Besitzer und verzichtet auch der Finder auf seine Rechte, so kann die Gemeinde die Gegenstände in ihren Besitz nehmen und im Rahmen einer Versteigerung zu Geld machen. Rachner: „Fahrräder stehen klar auf Platz eins der Fundhitliste. 72 Fahrräder sind von 2015 bis Ende Juli 2018 in Brieselang als Fundstücke gemeldet worden, acht sind es bislang im ersten Halbjahr gewesen.“

Die letzte Fahrradversteigerung in Brieselang hat es im April gegeben, die nächste ist bereits in Vorbereitung. (Text/Foto: CS)

Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 150 (9/2018) veröffentlicht.

Der Beitrag Nauen: Fahrradversteigerung! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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